Medien
"L'Humanité" "auf dem Weg zur Genesung"
Neue redaktionelle Projekte vorgestellt
Die vom Konkurs bedrohte französische Zeitung "L'Humanité" befindet sich nach Angaben des
Chefredakteurs Patrick Le Hyaric nunmehr "auf dem Weg zur Genesung". Laut Le Hyaric, der die 1904 vom Sozialisten Jean Jaures gegründete Tageszeitung seit November 2000 leitet, dürfte das Blatt im Geschäftsjahr 2002 eine "beinahe ausgeglichene Bilanz" erreichen. Zur
finanziellen Sanierung sei nunmehr eine weitere Kapitalaufstockung geplant, so der Chefredakteur.Kapitalaufstockung
Ende Juni wird die Betriebsleitung den Aktionären den Vorschlag
unterbreiten, das Kapital auf 2,5 Mill. Euro anzuheben. Im Mai 2001
war bereits eine Kapitalanhebung von 53.358 Euro erfolgt. Um die
erneute Kapitalaufstockung zu ermöglichen, möchte Le Hyaric, dass
auch der Redaktionssitz in Saint-Denis bei Paris zu den Aktiva der
Zeitung gezählt wird. Es handelt sich dabei um ein 6.000 Quadratmeter
großes fünfstöckiges Gebäude des brasilianischen Stararchitekten
Oscar Niemeyer. Sein Wert wurde auf 10 Mill. Euro geschätzt.
Sozialplan
Durch einen 2001 beschlossenen Sozialplan, der den Abbau von 80
Posten zur Folge hatte, und durch die Reduktion der Seitenanzahl von
28 auf 24 konnten laut Geschäftsführung 4,5 Mill. Euro pro Jahr
eingespart werden. Die "Lesergesellschaft" brachte dem Blatt 1,8
Mill. Euro ein, die "Societe des amis de L'Humanite" 38.000 Euro und
die "Societe Humanite Investissements" (SHIP) 2,7 Mill. Euro.
Mitglieder der Holdinggesellschaft SHIP, die 20 Prozent der Humanite
besitzt, sind unter anderen der privat-rechtliche Fernsehsender TF1
(Gruppe Bouygues), der Mischkonzern Lagardere und die französische
Sparkasse.
Schuldenberg reduziert
In 15 Monaten ist es der Tageszeitung laut Le Hyaric gelungen,
ihren Schuldenberg von 11,1 Mill. Euro auf 1,1 Mill. Euro zu
reduzieren. Die durchschnittliche Auflage erreichte 2001 insgesamt
46.500 Exemplare, was einem Rückgang von 6,14 Prozent in Bezug auf
das Vorjahr entspricht. Die Ambition der Betriebsleitung ist es,
wieder die Schwelle der 50.000 Exemplare zu übersteigen.
Projekte
"L'Humanité" hegt für die nächste Zukunft auch zahlreiche
redaktionelle Projekte. Unter anderem sollen eine Wochenendbeilage
für die Pariser Region und eine Monatsbeilage für die Städte
Marseille, Montpellier, Bordeaux und Toulouse geschaffen werden. Am
4. Juli kommt weiters erstmals eine Monatsbeilage mit dem Titel
"Forum social" in den Zeitungshandel. Es handelt sich um eine
Zeitschrift zu den Sozialbewegungen, die gemeinsam mit dem
Meinungsforschungsinstitut CSA, "Le Monde Initiatives" und "La
Nouvelle Vie ouvriere" erstellt wird. "Wir sind eine kommunistische
Zeitung, nicht ein Parteiorgan", erklärte Le Hyaric diese Erweiterung
des ideologischen Horizonts seines Blattes. (APA)