Hannover - Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow befürchtet ein Scheitern des Umweltgipfels Ende August in Johannesburg. Der Präsident der Umweltschutzorganisation Green Cross International kritisierte am Donnerstag in Hannover vor allem, das die Vorbereitungskonferenz auf Bali keine ausreichenden Ansätze zur Lösung des Armutsproblems in der Welt gefunden habe. Wenn jedoch Armut nicht bekämpft werde, seien viele Bemühungen um die Verbesserung der Umwelt fruchtlos. Gorbatschow, der auf dem 26. Naturschutztag in der Hauptstadt Niedersachsens sprach, warnte eindringlich vor einem Misserfolg des Umweltgipfels: "Wir dürfen den Gipfel von Johannesburg nicht verlieren." Die Konferenz dürfe nicht zur Farce werden, und es gehe nicht an, dass ein einzelnes Land die Richtung vorgebe, sagte der Ex-Päsident offensichtlich mit Blick auf die USA. Umweltschutz ist teuer Der Green-Cross-Chef bezeichnete die Armut deshalb als Hauptproblem für die Umwelt, weil sich beispielsweise arme Länder keine ökologisch sauberen Fabriken leisten könnten. Es könne generell nicht hingenommen werden, dass durch Ausbeutung und sinkende Entwicklungshilfe heute 20 Prozent der am besten versorgten Menschen 60 Mal so reich seien wie die 20 Prozent der Ärmsten und die Schere zwischen Arm und Reich sich weiter vergrößere. Gorbatschow erinnerte im übrigen daran, dass Armut auch der Nährboden für Terror sei. Der frühere sowjetische Präsident kritisierte, dass auf die USA rund 40 Prozent des Weltenergieverbrauchs entfielen. "Es ist klar, dass wir bescheidener leben müssen", sagte Gorbatschow. Die gedankenlose Konsummentalität führe in die falsche Richtung. Umweltgericht Gorbatschow setzte sich darüber hinaus für eine Reform des Weltsicherheitsrates ein. Das Gremium müsse sich auch mit Umweltsicherheit beschäftigen. "Ich glaube, wir brauchen ein Umweltgericht nach dem Vorbild des Haager Gerichtshofes", sagte Gorbatschow. Ansonsten könnten sich umweltschädlichen Prozesse ungeregelt entwickeln. (APA/AP)