Mensch
Erhöhte Kinderkrebsraten rund um Sellafield
Neue Studie über die britische Wiederaufbereitungsanlage stellt erhöhtes Risiko für Leukämie und Non-Hodgkins Lymphom fest
London - Eine Studie britischer Wissenschafter hat die
Diskussion um ein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder in der Umgebung der
Wiederaufbereitungsanlage Sellafield (Nordwestengland) neu belebt.
Die Experten der Universität Newcastle fanden nach einem Bericht des
Wissenschaftsmagazins "New Scientist" heraus, dass
sich das Risiko für Leukämie und für das Non-Hodgkins Lymphom bei
Kindern, deren Väter in der Anlage beschäftigt waren, verdoppelt. In der laut "New Scientist" bisher umfangreichsten Studie zu dem
Thema verglichen die Wissenschafter die gesundheitliche Entwicklung
von 9.859 Kindern, deren Väter Strahlung bei Sellafield ausgesetzt
waren, mit 256.851 anderen Kindern, die zwischen 1950 und 1991 in der
Grafschaft Cumbria geboren wurden. Dabei wiesen sie nach, dass
Leukämie und Non-Hodgkins Lymphom bei den Sellafield-Kindern zwei Mal
so häufig auftraten. In dem Dorf Seascale in unmittelbarer Nähe von
Sellafield stiegen die Fälle um das 15-Fache an.
Zahlen und Raten
Das Risiko der Erkrankungen stieg im Verhältnis zu dem Grad der
radioaktiven Verseuchung der Väter, hieß es in der Studie. Dennoch
weisen die Forscher Heather Dickinson und Louise Parker darauf hin,
dass das Risiko insgesamt relativ gering ist: Nur 13 Kinder von
Sellafield-Mitarbeitern seien über einen Zeitraum von 41 Jahren an
Leukämie erkrankt.
Ein Zusammenhang zwischen der Beschäftigung in der radioaktiven
Umgebung der Anlage und dem Krebsrisiko von Kindern war schon 1990 in
einer Studie der Universität Southampton festgestellt worden. Die
Hypothese ist seitdem jedoch heftig umstritten. (APA/dpa)