Venceremos. 8,1 Millionen der 8,2 Millionen kubanischen Wähler, also 99 Prozent, unterschrieben jetzt eine Petition, wonach der Sozialismus in Kuba auf ewig festgeschrieben werden soll. Es war eine bescheidene Anregung vom máximo líder Fidel Castro (76) und die Kubaner folgten, wie sonst vielleicht nur noch die Nordkoreaner ihrem geliebten Führer folgen. Vermutlich mit einem inneren Achselzucken: warum nicht? Dass der "Sozialismus" in Kuba eines vermutlich nicht mehr allzu fernen Tages aus den Schuhen kippen wird wie im Mutterland Sowjetunion, ist abzusehen. Was dann kommt, wird vermutlich auch nicht das Paradies sein, sogar hässliche Begleiterscheinungen haben - aber der Sozialismus heutiger kubanischer Prägung ist nur die halbwegs gleichmäßige Verteilung der Armut. Gewiss, das Gesundheitssystem steht allen offen. Aber es mangelt an Medikamenten. Fidel hat allerdings einen großen Verbündeten. In Wahrheit halten die Amerikaner durch ihr Handelsembargo das System am Leben. Jede Öffnung, die den Kubanern das tägliche Leben erleichtert, würde sie nach mehr verlangen lassen und denselben Prozess wie in Osteuropa einleiten. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.6.2002)