Nahost
Acht Tote bei Selbstmordattentat in Jerusalem
Al-Aksa-Brigaden bekennen sich zu neuem Anschlag - Armee rückt in autonome Gebiete ein
Jerusalem - Zum zweiten Mal in zwei Tagen hat
ein palästinensischer Selbstmordattentäter ein Blutbad in Jerusalem
angerichtet und am Mittwochabend acht Menschen getötet. Etwa 35 weitere Personen wurden zum Teil
schwer verletzt. Die Explosion ereignete sich an einer Bushaltestelle
im Norden der Stadt. Tags zuvor hatte ein palästinensischer
Selbstmordattentäter in Jerusalem 19 Menschen in einem Bus getötet.
Zu dem Attentat bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden, der militante
Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Yasser Arafat. Es war der blutigste Anschlag in der Stadt seit über sechs Jahren.
Die Bushaltestelle in dem Viertel French Hill, das zum 1967 eroberten
Teil Jerusalems gehört, wurde bei der Explosion völlig zerstört.
Ersten Berichten zufolge stieg der Attentäter aus einem roten Audi
und zündete den Sprengsatz. Offenbar wurde er zuvor noch von zwei
Polizisten verfolgt. Einer der beiden Beamten sei schwer verletzt
worden, sagte der Jerusalemer Polizeichef Mickey Levi. Das Auto raste
laut Polizei davon und verschwand im arabischen Ostteil der Stadt.
Ein israelischer Regierungssprecher erklärte: "Die palästinensische
Terrorwelle gegen die israelische Zivilbevölkerung dauert an."
Die israelische Regierung hatte Mittwoch früh die schrittweise
Wiederbesetzung palästinensischer Autonomiegebiete angekündigt. Diese
werde mit jedem Attentat ausgeweitet und so lange andauern wie der
Terror, hieß es als Reaktion auf das Attentat vom Tag zuvor. Führende
Palästinenser warnten, dass diese Maßnahme nur zu neuem Blutvergießen
führen werde. Israelische Truppen rückten erneut in drei Städte im
Westjordanland ein.
Die Wiederbesetzung autonomer Gebiete werde schon in Kürze
erfolgen, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Ariel Sharon.
Regierungssprecher Arieh Mekel erklärte, der palästinensische
Präsident Yasser Arafat solle auf diese Weise gezwungen werden, gegen
den Terror vorzugehen. Arafats Berater Ahmed Abdel Rahman entgegnete,
die Pläne erhöhten nicht die Sicherheit Israels, wohl aber die Gefahr
von noch mehr Gewalt. Der palästinensische Sicherheitschef im
Westjordanland, Jibril Rajub, erklärte, unter diesen Bedingungen sei
eine Zusammenarbeit mit Israel bei der Festnahme mutmaßlicher
Extremisten unmöglich. (APA/AP/dpa/Reuters)