Guus Hiddink: "Sagen Sie mir jetzt bitte nicht, dass diese große spanische Mannschaft Angst vor einem kleinen bescheidenen Team wie unserem hat"
Redaktion
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Seoul - Im Triumphgefühl des überraschenden
Achtelfinalsiegs über Italien träumt Südkorea von weiteren Großtaten.
"Gibt es kein Ende für das, was das Team erreichen kann?", fragte die
Zeitung "Korea Times" am Mittwoch mit Blick auf das bevorstehende
Fußball-WM-Viertelfinale gegen Spanien. In den Jubel über den
2:1-Erfolg durch Golden Goal vom Dienstag mischte sich zugleich
ungläubiges Staunen über die Fähigkeiten des eigenen Nationalteams.
"Wunder" und "Legende"
Die Worte "Wunder" und "Legende" dominierten am Tag nach der
Entzauberung der hoch favorisierten Squadra Azzurra im Stadion in
Daejon die Schlagzeilen. "Es ist ein Wunder geschehen, das man nicht
begreifen kann", schrieb die Zeitung "Dong-A Ilbo". "Südkorea hat
eine Achtelfinal-Legende geschaffen; davon konnten wir nicht
träumen", hieß es in der Zeitung "Hankyoreh". "Korea triumphiert",
stellte die "Korea Herald" schlicht fest.
"Der Schönste Tag im Leben"
Als Dauerbrenner lief im Fernsehen auch am Mittwoch das "goldene
Tor" von Jung-Hwan Ahn zum 2:1. Immer wieder wurden dazu Bilder aus
Seoul und anderen Städten gezeigt, wo jubelnde Menschenmassen den
Triumph in der Nacht lautstark gefeiert hatten.
"Es war der schönste Tag meines Lebens", sagte der 40-jährige
Angestellte Chol-gi Chin aus Seoul.
"Wir sind Fortunas Günstlinge"
Auch Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Kim Dae Jung
zeigte sich begeistert. "Wir Südkoreaner sind Fortunas Günstlinge",
wurde er von einer Sprecherin des Präsidialamts zitiert. Das
Weiterkommen des Nationalteams symbolisiere die Bestimmung des Landes
für unbegrenzten Wohlstand und Stärke. Das 76-jährige Staatsoberhaupt
wird beim Spiel gegen Spanien am Samstag in Gwangju wieder als Fan
dabei sein.
"Spanien im Herzen"
Erfolgscoach Guus Hiddink freut sich unterdessen ganz besonders
auf das Duell mit Spanien. Nach zwei Jahren beim FC Valencia und dem
Aus als Bondscoach nach dem WM-Halbfinale übernahm Hiddink im Sommer
1998 die "Königlichen". "Ich trage Spanien im Herzen", gibt der
55-Jährige zu. Die Freude ist deshalb zumindest vor dem Spiel auch
ganz auf Seiten der Iberer. "Am Samstag werden wir unseren alten
Freund Guus Hiddink wiedersehen", schrieb die Sportzeitung "As". Die
Zeitung "El Pais" bemerkte anerkennend: "Der holländische
Globetrotter hat den Koreanern beigebracht, mit Verstand zu rennen."
Hiddink: Von Spanien nach Südkorea
Die Spanier mögen den umgänglichen Niederländer, der im Gegensatz
zu seinem unbeliebten Landsmann Louis van Gaal ihre Sprache spricht.
Die Liaison mit Real endete nach einem Jahr mit der Begründung,
Hiddink sei "zu nett" zu den Spielern gewesen. Nach einem Intermezzo
bei Betis Sevilla kehrte Hiddink Spanien schließlich den Rücken und
ging Anfang 2001 als Fußball-Entwicklungshelfer in den Fernen Osten.
Der Coach stapelt tief
"Ich hatte große Mühe, den Leuten hier zu Lande klar zu machen,
dass wir nicht Weltmeister werden können", beschreibt Hiddink die
Erwartungshaltung der Südkoreaner. Mit der Ruhe im Land der
Morgenstille ist es nun vorbei. Die Wogen der Begeisterung schlagen
hoch und drohen ihn unter sich zu begraben. "Sagen Sie mir jetzt
bitte nicht, dass diese große spanische Mannschaft Angst vor einem
kleinen bescheidenen Team wie unserem hat", wehrt sich Hiddink nach
Kräften.(APA)
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