Prag - Der Chef der tschechischen Sozialdemokraten (CSSD) und wahrscheinliche künftige Ministerpräsident Vladimir Spidla wünscht sich bestmögliche Beziehungen zu Österreich. Für Verhandlungen über die Benes-Dekrete und das südböhmische Atomkraftwerk Temelin sehe er jedoch keinen Grund, sagte Spidla am Montagabend in einem Interview mit der tschechischsprachigen Sendung des britischen Rundfunkskanals BBC. Die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Prag und Wien seien "bestimmt nicht die besten", das Wort "gespannt" würde er aber dafür nicht verwenden. "Gespannt? Das ist übertrieben", meinte Spidla. Auf jeden Fall werde die tschechische Diplomatie den Beziehungen zu Österreich entsprechende Aufmerksamkeit schenken. An einer tschechisch-österreichischen Deklaration nach dem Vorbild jener mit Deutschland vom Jänner 1997 hat die tschechische Seite laut Spidla kein Interesse. "Man wird doch auch keine tschechisch-polnische, tschechisch-niederländische oder andere Sonder-Deklarationen machen", sagte der Sieger bei den Parlamentswahlen am Wochenende. Seine erste Reise als Ministerpräsident will Spidla eigene Angaben zufolge nach Polen machen. Polen sei ein bedeutender Nachbar und es sei richtig, die Beziehungen mit ihm zu entwickeln. "Wir haben (mit Polen) ein ähnliches historisches Schicksal - eine Position zwischen zwei starken Gruppen, zwischen Europa und Russland. Und wir haben gemeinsames Interesse - der EU beizutreten", begründete Spidla seine ersten Reisepläne.(APA)