Ruanda
Ruandas Präsident Kagame setzt erste Dorfgerichte ein
Lokale Gerichte sollen Bürgerkriegsverbrechen aufarbeiten
Kigali - Acht Jahre nach den Bürgerkriegsverbrechen in
Ruanda hat Präsident Paul Kagame am Dienstag erstmals örtliche
Gerichte zur Aufarbeitung der Massaker eingesetzt. Der Völkermord mit
mehr als einer Million Opfer habe Ruanda traumatisiert, sagte Kagame
bei einer offiziellen Feier im Parlament. Die ersten 18
Dorfversammlungen - so genannte Gacaca (sprich: "Gatschatscha") -
sollen ab Mittwoch in allen zwölf Provinzen des zentralafrikanischen
Zwergstaats die völlig überlastete Justiz unterstützen. Die
zahlreichen Verbrecher in der ruandesischen Bevölkerung müssten
bekannt gemacht und verurteilt werden, forderte Kagame. Geplant sind landesweit insgesamt 11.000 lokale Gerichte. Seit dem
Völkermord 1994 in Ruanda sitzen mehr als 104.000 Verdächtige in den
überfüllten Gefängnissen des zentralafrikanischen Landes. Nur 5.000
wurden bisher rechtmäßig verurteilt, alle anderen warten noch auf
einen Prozess. Nach Angaben der UNO wurden zwischen April und Oktober
1994 rund 800.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen gehörten
der Tutsi-Minderheit an. Aber auch Hutu, die gegen den Genozid waren,
wurden getötet. (APA)