Horn - Schon im kommenden Winter wird des Österreichers liebste Fleischspeise, das Wiener Schnitzel, mit größerer Wahrscheinlichkeit als bisher von artgerecht aufgewachsenen Schweinen stammen. Ab Dezember 2002 werde das "Waldviertler Freilandschwein" als eigene Marke im Handel erhältlich sein, erzählt Walter Gutmann."Wir gehen dann von etwa 100 Schlachtungen pro Woche aus", rechnet der Biobauer vor. Als einer von elf Waldviertler Ökolandwirten macht er mit der Zucht von Schweinen auf sich aufmerksam, die - statt im Stall - rund ums Jahr auf freiem Gelände leben. Wie nur ein Prozent aller in Österreich gehaltenen Mastschweine. Derzeit, so Gutmann, würden 15 bis 20 Schlachtungen pro Woche durchgeführt, sodass der Vertrieb noch über die im Supermarkt erhältliche Biolinie "Ja! natürlich" erfolge. Doch schon bald sollten die Lieferkapazitäten steigen: Allein auf Gutmanns acht Hektar großem Freilandareal suhlen sich ein Eber, 80 Ferkel sowie 52 Zuchtsäue, sieben davon trächtig. Der Waldviertler Schweinebauer hatte vor eineinhalb Jahren auf Freilandschweine umgestellt, als der Fleischmarkt aufgrund zahlreicher Skandale in der Krise steckte. "Das war sicherlich ein Risiko", erläutert er, "aber der finanzielle Einsatz war nicht so hoch, dass wir bei einem Scheitern ruiniert gewesen wären." Unter anderem seien die Anschaffungskosten für Stallhaltungssysteme weggefallen. Strohhütte und Suhle Zudem seien Schweine intelligente und anspruchslose Tiere, die auf landwirtschaftlich sonst unbrauchbaren Flächen angesiedelt werden könnten. Strohhütten, Bäume, winterfeste Fütterungsanlagen und eine Suhle - mehr bräuchten sie nicht. Und das Leben unter freiem Himmel sei ihnen zuträglich: Nur knapp 30 Prozent der frei lebenden Schweine - besonders robuste Duroc-Kreuzungen - seien bei ihrer Schlachtung krank, während bei konventionell gehaltenen 75 Prozent Krankheiten und Missbildungen aufweisen würden. Der Unterschied zeige sich nicht zuletzt im Fleischgeschmack: Österreichs Spitzenköche, so der Ökoschweinebauer, seien schon lange aufs Freilandschwein gekommen. (DER STANDARD, Print, 17.6.2002)