Ökologie
Prozess um die Katastrophe hat begonnen
Großer Medienansturm - Wenige Angehörige - Ed Fagan wird als Zeuge einvernommen
Salzburg - Der seit Wochen mit Hochspannung erwartete
Prozess um die Seilbahn-Katastrophe von Kaprun hat heute, Dienstag,
Vormittag im Salzburger Kolpinghaus begonnen. Angeklagt sind 16
Personen: drei Mitarbeiter der Gletscherbahnen, drei Beamte, zwei
Gutachter, fünf Techniker verschiedener Firmen und drei Männer, die
für den Einbau einer Brandschutztür im Alpincenter verantwortlich
waren. Die im Vorfeld angekündigten Tumulte sind völlig ausgeblieben.
Da nur etwa 55 Angehörige von Opfern gekommen sind, hatten alle im
Verhandlungssaal Platz. Angehörige hatten angekündigt, dass sie sich notfalls von der
Polizei aus dem Saal abführen lassen würden, sollten sie aus
Platzmangel nicht im Hauptsaal bleiben dürfen. Tatsächlich blieb von
den 105 Plätzen für Angehörige im Verhandlungssaal aber fast die
Hälfte leer. Groß war hingegen das Interesse der Medien: Rund 70
Journalisten sind akkreditiert, zahlreiche Fotografen und
Fernseh-Teams machten vor Prozessbeginn Aufnahmen.
Richter Manfred Seiss richtete an die anwesenden Rechtsanwälte,
Privatbeteiligten, Angehörigen und Journalisten mahnende Worte. Auch
wenn der Prozess nicht im Landesgericht, sondern im Kolpinghaus
abgehalten wird, so solle der Verhandlungsort als Gerichtssaal
behandelt werden - das heiße Ruhe, Ordnung und Würde zu wahren. Er
werde jede Art der Missbilligung oder Kundgebung ahnden, "ohne
Ansehen der Person", unterstrich der Vorsitzende.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Auch der nicht unumstrittene US-amerikanische Anwalt Ed Fagan wird
beim Prozess aussagen, und zwar als Zeuge. Die Verteidiger der beiden
Angeklagten der Firma Swoboda hatten das gefordert, weil Fagan
wiederholt behauptet hat, dass er unmittelbar nach der Katastrophe im
Tunnel der Kapruner Gletscherbahnen gemeinsam mit einem zwölfköpfigen
US-Team Beweise aufgenommen habe. Somit darf Fagan bis zu seiner
Aussage nicht mehr im Saal sitzen und die Verhandlung auch nicht in
den beiden Räumen mit Videoübertragung mitverfolgen.
Die Sicherheitsvorkehrungen im und rund das Kolpinghaus sind recht
groß, rund 20 Polizeibeamte standen im Einsatz. Der Verkehr rund um
das Verhandlungsgebäude wurde großräumig abgeriegelt.
Beim Brand im Stollen der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn am
11. November 2000 sind 155 Menschen ums Leben gekommen. Es war die
größte Katastrophe in der Nachkriegsgeschichte Österreichs. In dem
Prozess, dem sich bisher über 300 Privatbeteiligte angeschlossen
haben, geht es nicht nur um die strafrechtliche Verantwortung für das
Inferno, sondern für die Beschuldigten auch um ihre Existenz, weil
sie im Falle eines Schuldspruches mit gewaltigen Regressforderungen
rechnen müssen. (APA)