Kurz vor dem EU-Gipfel in Sevilla am 21. und 22. Juni forderte Schröder von den bisherigen Nutznießern der EU-Agrarhilfen - vor allem den west- und südeuropäischen Ländern - höhere finanzielle Leistungen zugunsten der neuen Mitglieder. Derzeit seien von der EU für die Beitrittsländer keine Finanzmittel für Direktbeihilfen vorgesehen, schrieb Schröder.
Bis 2006 behelfe sich die Kommission lediglich mit Umschichtungen. Danach solle den Brüsseler Vorstellungen zufolge das bestehende System schrittweise auf alle Kandidatenländer ausgedehnt und entsprechend der bisherigen Methode finanziert werden. Diesem Vorhaben "können wir nicht zustimmen, selbst wenn wir es wollten", sagte Schröder. Denn die "Ausdehnung der bisherigen Agrarpolitik auf 25 Mitgliedstaaten würde im Endstadium zu jährlichen Mehrkosten von acht Milliarden Euro führen - ein Viertel davon, zwei Milliarden Euro im Jahr, wären von Deutschland allein zu tragen". "Die Grenze der finanziellen Belastbarkeit Deutschlands ist erreicht."
Würde Deutschland heute der Ausdehnung des bestehenden Systems der Direkthilfen zustimmen, könne EU-Finanzkommissar Pedro Solbes "sich schon morgen daran machen, blaue Briefe in Serie aufzusetzen". Gleichzeitig "drängt Brüssel, wir sollten unsere Ausgaben für Entwicklungshilfe, Forschung und Verteidigung weiter erhöhen". Der deutsche Finanzminister stehe aber "bei seinen Kollegen im Wort, bis zum Jahr 2004 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt zu erreichen". Schröder schreibt, dass es bei der Osterweiterung zwar keine Verzögerung geben dürfe, er forderte aber von der EU-Kommission und den Mitgliedsländern mehr Bewegung.