Wien - Im Umfeld der Uraufführung der Cerha/Turrini-Oper "Der Riese vom Steinfeld" luden die Wiener Staatsoper und die Kulturstiftung der Deutschen Bank an diesem Wochenende zu einer "Opernkonferenz südosteuropäischer Opernhäuser" nach Wien. Intendanten bzw. Direktionsmitglieder von zwölf Opernhäusern trafen dabei mit Kollegen aus Wien, Salzburg und Berlin sowie mit Stipendiaten der Akademie Musiktheater Heute (eine Initiative der Deutschen Bank) zum Meinungsaustausch zusammen. "Wir werden dieses Treffen sicher institutionalisieren", reagierte Österreichs Kunststaatssekretär Franz Morak (V) bei einer Pressekonferenz am Samstag Nachmittag auf eine Anregung der Teilnehmer. Der Budapester Direktor Miklos Locsmandi hat sein Haus als Schauplatz der nächsten Konferenz bereits angeboten. "Die Mittel- und osteuropäischen Länder bieten einen gigantischen Vorrat an Talenten", sagte Morak, "nehmen wir nur die Karriere des Staatsoperndirektors selbst und Sie wissen, was ich meine." Es gelte, "nicht nur die Fenster, sondern auch die Türen" zu diesen Kulturen aufzumachen, schließlich seien Janacek und Smetana genauso Europäer wie Shakespeare, Voltaire oder Dante. Auch Staatsopern-Direktor Ioan Holender betonte die Wichtigkeit des sängerischen Potenzials dieser Region Europas und kam auf die Probleme der Kollegen zu sprechen: "Die kleineren Häuser sind in ihrer Existenz gefährdet, ganz ähnlich den kleinen deutschen Stadttheatern." Einigkeit "Die Ensembles und die guten Künstler gehen alle weg, vor allem, weil man sie so schlecht bezahlt", meinte Holender, der in West-Tourneen zu Billig-Gagen (nach westlichem Niveau), die den Sängern dennoch ein Mehrfaches im Vergleich zu ihrem normalen Monats-Salär einbringen, "eine der schlechten Folgen der so genannten Marktwirtschaft" sieht. "Ich weiß nicht, was wir geben können", sagte Holender, der als Gemeinsamkeit der Spielpläne dieser Häuser den weitgehenden Verzicht auf Zeitgenössisches und eine Bevorzugung der populären italienischen Oper nannte, "Geld können wir nicht geben und alte, ausrangierte Inszenierungen sollten wir nicht geben." Trotz sehr unterschiedlichen Größen und Problemlagen herrschte bei den anwesenden Vertretern der Opernhäuser von Belgrad, Bratislava, Budapest, Chisinau, Ljubljana, Prag, Riga, Sarajevo, Skopje, Temesvar, Warschau und Zagreb Einigkeit darüber, wie wichtig die künftige Institutionalisierung des Gedankenaustausches wäre. Und Ioan Holender konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: "Als die Staatsoper aus der so genannten Großen Deutschen Opernkonferenz ausgetreten ist, hat mir das viel Häme eingetragen. Nun haben wir eine vielleicht viel wichtigere Opernkonferenz initiiert." (APA)