Linz/Innsbruck - "Zündstoff" in der Diskussion um die künftige Gestaltung des Pensionssystems kommt jetzt vom ÖAAB Oberösterreich: Es wurde gemeinsam mit Experten des Landes ein neues System des so genannten "Persönlichen Pensionskontos" ausgearbeitet. Oberösterreichs ÖAAB-Chef Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl wird das Modell - zusammengefasst in einer knapp 50 Seiten starken Studie - am Montag beim ÖAAB-Bundesvorstand in Innsbruck erstmals präsentieren. "Ich will einen Diskussionsprozess in Gang bringen", sagt Hiesl. Das Modell "Persönliches Pensionskonto" geht davon aus, dass - so Hiesl und die Landesexperten - nach dem derzeitigen Berechnungssystem der frühere Pensionsantritt finanziell "belohnt" wird. Wer nach dem derzeitigen Pensionssystem mit 57 in Pension geht, der darf aus einem Euro an Pensionsbeiträgen 1,99 Euro an Pension erwarten. Wer hingegen derzeit mit 65 in den Ruhestand tritt, für den ergeben sich aus einem Euro Pensionsbeitrag nur mehr 1,61 Euro an Pension. "Das ist eine ungleiche Bewertung der geleisteten Beitragssumme, ein früherer Pensionsantritt führt zu höheren Pensionsleistungen aus einem Beitragseuro", so die Studie. Mehr Fairness Dem gegenüber würde das "Persönliche Pensionskonto" mehr "Fairness" bei der Pensionsberechnung bringen. Denn bei diesem neuen Modell würde aus einem Euro Beitragsleistung immer derselbe Pensionsertrag resultieren, egal, wann man in den Ruhestand tritt. Auch würde das neue Modell mehr "Beitragsgerechtigkeit" bringen, da soziale Aspekte besser berücksichtigt werden können. "Rahmenbedingung ist aber, dass auch mit dem neuen Modell das derzeitige Pensionsniveau erhalten bleibt, auch bewegt sich das Modell innerhalb des Umlagesystems, daran ändert sich nichts", betont Hiesl. Das Kernstück des Modells "Persönliches Pensionskonto" sieht nun folgendermaßen aus: Die monatliche Bruttopension wird aus den Pensionsbeiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern plus "sozial bedingter Einzahlungen" berechnet. Letztere sind beispielsweise Ersatzleistungen für Kindererziehungszeiten oder Familienhospizkarenz. Nach einer "Aufwertung" zur Herstellung der Verbindung mit dem derzeitigen Einkommens-, Pensions- und Preisniveau ergibt sich das "Pensionskapital". Dieses wiederum wird durch den Faktor "fernere Lebenserwartung" dividiert. Diese "Lebenserwartung" ist, so die Experten, eine standardisierte Größe, die sich aus der tatsächlichen Lebensdauer der jeweiligen Bevölkerung errechnet und die von der Statistik Austria jährlich aktualisiert wird. In der Praxis würde zur Berechnung der Bruttopension nach dem angeführten Modell ein individuelles und persönliches "Pensionskonto" eingerichtet. Auf diesem werden die geleisteten Pensionsbeiträge "verbucht" und sozusagen "gutgeschrieben". Mit anderen Worten: "Jeder geleistete Beitragseuro führt zu einer Pensionsanwartschaft." Das persönliche Pensionskonto dient nur zur Ermittlung der Pensionshöhe, nach dem Pensionsantritt wird es nicht mehr benötigt. Die Pension, die sich schließlich - nach dem angeführten Berechnungsmodell - ergibt, wird dann unverändert, wenn auch valorisiert, bis ans Lebensende ausbezahlt. (APA)