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TV-Journalist Enzo Biagi startet Offensive gegen RAI
Seine Sendung "Il Fatto" soll aus politischen Gründen auf spätere Sendezeit verlegt werden
Der Doyen der italienischen TV-Journalisten, Enzo
Biagi, startet eine Offensive gegen den Staatssender RAI, der seiner
Ansicht nach seine Sendung aus politischen Gründen auf eine spätere
Sendezeit verlegen will. Der 82-jährigen Starjournalist präsentiert
jeden Abend auf dem größten Sender RAI 1 die Sendung "Il Fatto" (Das
Ereignis), die sich nach den Nachrichten mit aktuellen politischen
Vorgängen befasst. Wegen der regierungskritischen Linie der Sendung
ist Biagi ins Visier des italienischen Ministerpräsidenten Silvio
Berlusconi geraten, der vor einigen Wochen die Entlassung des
Journalisten gefordert hatte."Nicht konkurrenzfähig"
Der neue RAI-Präsident, Antonio Baldassarre, bekundete, dass er
die Sendung ab September später am Abend senden will. Das Programm
Biagis sei im Vergleich zu anderen Sendungen nicht konkurrenzfähig.
Im scharfen Kampf um die Einschaltquoten sei eine Verlegung des
Programms notwendig.
Einschaltquoten
Biagi wehrt sich gegen dieses Vorhaben heftig. Sein Programm
kommentiere ein aktuelles Ereignis und sei an die Nachrichten eng
gebunden. Der Journalist gibt sich nicht geschlagen: In einem Bericht
an die parlamentarische Kommission, die für die RAI zuständig ist,
betonte der Starjournalist, dass sein Programm kostenmäßig billig und
sehr beliebt sei. Er führte die Daten über die Einschaltquoten vor,
demnach seine Sendung das erfolgreichste Programm in der Sendezeit
zwischen 20.30 und 21 Uhr sei.
"Mediale Diktatur"
Seit Wochen ist eine scharfe Polemik um die Polit-Programme des
Staatssenders RAI im Gange. Berlusconi hatte Biagi, dessen Kollegen
Santoro und den Komiker Daniele Luttazzi wegen ihrer
regierungskritischen Haltung angeprangert, die er als skandalös
bezeichnet hatte, und ihre Entlassung gefordert. Dies hatte die
Entrüstung der italienischen Linke ausgelöst, die die Italiener vor
der "medialen Diktatur" des Ministerpräsidenten warnt. Berlusconi
besitze nicht nur die private TV-Gruppe Mediaset, sondern habe die
Führungsposten der RAI mit Vertrauensmännern besetzt, wird seitens
der Linke argumentiert. (APA)