Mittwoch sollen die Stiftungsräte des ORF das neue Programmschema der Anstalt beschließen. Je näher der Termin, desto mehr Mitglieder des wichtigsten Aufsichtsgremiums melden Kritik an, quer durch die Fraktionen."Mir ist die Suppe noch zu dünn", sagt Stiftungsrat und Caritas-Chef Franz Küberl im STANDARD-Gespräch: "Das Schema bewegt sich zu stark im Klein-Klein." Auch Wolfgang Zinggl (Grüne) erkennt "keinen Wurf" in den Plänen. SP und Grüne wollen den Beschluss über das Schema auf September vertagt sehen. Geht nicht, sagt ORF-Administrator Wolfgang Buchner. Mitte Oktober soll das neue Programm on air sein, "Fernsehen hat lange Vorlaufzeiten". Ein Nein Zinggls am Mittwoch ist wahrscheinlich, eines der SP-Räte alles andere als ausgeschlossen. Einstellung der "Kunststücke" Am heftigsten die Kritik an der Einstellung der "Kunst-Stücke": 4700 Protestunterschriften waren bis Freitag dagegen gesammelt, darunter auch jene des bürgerlichen Tiroler Stiftungsrates Andreas Braun (Swarovski) und Zinggls. Der sieht das Kulturprogramm "unter jeder Kritik" und in den Programmplänen "einen weiteren Schritt in Richtung langweilige Mitte". Karl Krammer, Sprecher der sozialdemokratischen Räte: "Die Inhalte auf drei Tage und auf spätere Sendeplätze zu verteilen, ist nicht das Gelbe vom Ei." Und Küberl: "Eine gute Marke sollte man nur durch eine bessere ersetzen." Die "Kunst-Stücke" ersetzt noch namenlose "Innovationsfläche" für junge Seher. "Provokationspotenzial" Küberl sorgt sich um "Provokationspotenzial" im ORF als "Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags" - das die Generalin schon für diese Sendefläche versprochen hat. Dass Landesstudios mehr bundesweites Programm machen, lässt ihn aufhorchen: "Man muss aufpassen, dass der ORF nicht verbundesländert, Österreich ist mehr als die Summe seiner neun Länder." Im neuen Programmschema fehlt Küberl zudem ein rein an "Wuchtigkeit" "Taxi Orange" vergleichbares Format. Das findet offenbar auch Generaldirektorin Monika Lindner: Bei einer Veranstaltung der Panmedia widmete sie dessen Segnungen breiten Raum. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.6.2002)