Etat
WAZ-Konsortium für Übernahme der KirchMedia steht
Commerzbank und WAZ sollen je 40 Prozent an AG halten, Columbia 20 Prozent
Nach Angaben der Commerzbank stehen
die Eckpunkte des Übernahme-Konsortiums für die insolvente KirchMedia
fest. "Gestern hat sich Kreditvorstand Wolfgang Hartmann mit dem
Columbia-Europachef John McMahon und dem WAZ-Geschäftsführer Bodo
Hombach in Köln darüber verständigt", sagte eine Bankensprecherin der
dpa am Freitag. In der nächsten Woche solle ein Konsortialvertrag
unterschrieben werden. "Es könnte sein, dass dabei noch weitere
Partner ins Boot kommen."KirchMedia als Aktiengesellschaft
Die neue KirchMedia solle als Aktiengesellschaft gegründet
werden, um sie mittelfristig an die Börse bringen zu können, sagte
Commerzbank-Kreditvorstand Wolfgang Hartmann der Nachrichtenagentur
Reuters. Zunächst würden Commerzbank und WAZ jeweils 40 Prozent und
Columbia 20 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. Dabei sei das
Konsortium offen für weitere Partner. Die WAZ-Gruppe hatte offenbar
auf der Gründung des neuen Konzerns als GmbH bestanden. Hartmann
schätzt den Wert der neuen KirchMedia auf 1,8 bis 2,5 Mrd. Euro.
WAZ: Noch keine Entscheidung
Die WAZ-Gruppe gab sich am Donnerstagabend vorerst weiter
zurückhaltend. "Es gibt Verhandlungen mit Commerzbank und Columbia,
aber es gibt in unserem Haus noch keine Entscheidung. Die Bemerkungen
von Herrn Hartmann kommentieren wir nicht", sagte ein Sprecher.
Die möglichen Partner ...
Zuversicht signalisierte indes Hartmann: Der Konsortialvertrag
werde voraussichtlich in der nächsten Woche unterzeichnet, weil bei
der WAZ und Columbia noch Gremienentscheidungen ausstünden, sagte der
Banker. Als mögliche weitere Partner nannte er den Medienkonzern
Mediaset, der von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten
Silvio Berlusconi kontrolliert wird, und die italienische Bank
Mediobanca. Am Mittwoch hatte Hartmann bereits den Bauer-Verlag, den
Kölner Einzelhandelskonzern Rewe und die Beteiligungsgesellschaft WCM
ins Spiel gebracht.
Mediaset-Finanzchef Marco Giordani bestätigte Kontakte zur
Commerzbank: "Hartmann ist eine kompetente Person, mit der wir eine
Reihe von Kontakten seit dem Beginn der Kirch-Krise hatten." Wenn
Details der Pläne bekannt würden, werde Mediaset diese prüfen. Rewe
und WCM lehnten einen Kommentar ab.
Die weiteren Interessenten ...
Das Commerzbank-Konsortium gilt in Branchenkreisen als der
aussichtsreichste Bieter, da alle anderen Interessenbekundungen
bisher weniger konkret seien. Insgesamt hätten 82 Akteure ein
Interesse an der Übernahme von KirchMedia oder Teilen der
Gesellschaft geäußert - darunter alle großen internationalen
Medienkonzerne wie News Corp, AOL Time Warner oder Viacom und
Finanzinvestoren. Nur wenige Unternehmen haben ihr Interesse bisher
aber öffentlich bekundet.
Der Hamburger Bauer-Verlag bestätigte am Donnerstag ein
"allgemeines Interesse" an KirchMedia. Dazu sei der Verlag auch mit
weiteren Partnern im Gespräch, sagte Sprecher Andreas Fritzenkötter.
"Mit der genannten Bietergruppe haben wir nichts zu tun", stellte er
klar. Eine Sprecherin der französischen TF1 gab sich ähnlich
zurückhaltend: "Wir schauen uns den Vorschlag, der uns präsentiert
wurde, an." Der Axel Springer Verlag prüft nach früheren Angaben aus
Firmenkreisen ebenfalls einen Einstieg bei KirchMedia, strebt aber
eine strategische Beteiligung von mindestens 25 Prozent an. (APA/Reuters/dpa)