Wien - Im Lauf der Jahrhunderte unterlag der Stellenwert der persönlichen Hygiene starken Schwankungen, beeinflusst von den Lebensumständen, dem Selbstverständnis der Menschen und der aktuellen Mode. In der Antike wollten Frauen und Männer einander in Sachen Wohlgeruch übertrumpfen. Die ÄgypterInnen nahmen parfumierte Bäder und benutzten duftende Salben. Die RömerInnen taten es den GriechInnen gleich und befestigten nach einer sorgfältigen Epilation unter ihren Armen Duftsäckchen. Die HellenInnen gingen nach Angaben des französischen Körperpflege-Spezialisten Clarins sogar so weit, für jeden Körperteil ein anderes Parfum zu benützen. Meidung des Wassers Die adeligen Frauen im Mittelalter lehnten Bäder ab und experimentierten lieber mit Aromen. Die "unteren" Gesellschaftsschichten hatten ohnehin andere Sorgen. Auch die feinen Damen der Renaissance rieben sich mit duftenden Essenzen ein. Im Zeitalter der Aufklärung gehörte es endgültig zum "guten Ton", sich nicht zu waschen. Man fürchtete, sich über das Wasser mit Krankheiten anzustecken. Wenigstens wurde die Unterwäsche beim geringsten Anlass gewechselt. Die Menschen glaubten, dass die Schweißgerüche mit der schmutzigen Wäsche verschwinden. Besonders raffiniert: Unter den Kleidern trug man parfumierte Schwämme. Schwertlilienpulver Mit dem 19. Jahrhundert wechselte die Mode. Körpergerüche bekamen für so manchEn ZeitgenossInnen einen geradezu verführerischen Aspekt. Zum Ende der Epoche wurden dann wieder "desodorierende Rezepte" modern. Darunter verstand man beispielsweise das berühmte Schwertlilienpulver, eine Mischung auf der Basis des Mehls der Schwertlilie aus Florenz, Bergamotte-Rinde, Schwarze Johannisbeerblüten und Gewürznelken. Im Jahr 1895 kam das erste Deodorant auf den Markt. Später folgten die ersten modernen Deos mit Tonerde- und Aluminiumsulfaten. (APA)