Graz/Volksgarten

Der "Verein der Bürger für Schutz und Sicherheit" will nicht länger wegschauen, sondern mit Zivilcourage gegen Drogenkriminalität, Überfälle und Vandalismus auftreten. Die FPÖ unterstützt diese Aktion. Von allen anderen Parteien kam jedoch größtenteils Ablehnung.


derStandard.at begab sich nach Graz, um die Bevölkerung nach ihrer Meinung zur Bürgerwehr zu befragen ...

Pensionist

"Angeblich haben die so eine geheime Absprache, dass die die Herren Dealer gar net angreifen dürfen. Weil ein jeder Polizist ist von mir aus gsehen ein armer Teufel, den sind die Hände gebunden, der traut sich gar nicht so einen Bimbo angreifen, weil sonst heißt es schon, er ist ein Rassist. Das ist das Grundproblem, man darf ja gar nicht mehr sagen, dass man Österreicher ist. Dann wird man schon schief angschaut. Leider."

foto: derStandard.at

Pensionisten-Pärchen

Sie: "Ich finds einen Blödsinn. Was sollen sie denn tun? Sie haben ja keine Rechte, gar nichts."
Er: "Auf der einen Seite wärs schon gut, aber da müssten sie aber Rechte auch haben. Das ist es."
Sie: "Wir gehen da jeden Tag durch. Im Klo drinnen sinds da meistens, im Frauenklo. Da kannst in Klo net rein, weil da tun sie dealen. Was werden denn die tun im Frauenklo? Entweder sinds Warme oder Rauschgift handeln."

foto: derStandard.at

Sabine, 30 (Kindergärtnerin)

"Halte recht wenig von der Bürgerwehr, weil ichs sinnlos finde, weil ich nicht als normaler Bürger ständig beobachtet werden will ... das zipft mich an ... die Bürgerwehr ist keine Lösung fürs Drogenproblem ... da muss man beim kleinsten Glied, in der Familie, anfangen und dann müssen sich die einzelnen Institutionen wie die Polizei drum kümmern ... halte die Bürgerwehr für eine Masche der FPÖ, die vor der Wahl die Sicherheit der Menschen ansprechen will ... kann schon sein, dass sie einen Drogendealer schnappen und einen Zufallstreffer landen, die Problematik wird dadurch aber sicher nicht gelöst"

foto: derStandard.at

Simon, 18 und Nikolaus, 17 (Schüler)

"Mir bringt die Bürgerwehr nix ... ich fühl mich eher unsicher, beobachtet von der Bürgerwehr ... wenn man keine Drogen will, dann wird man auch nicht angesprochen drauf ... das Problem ist in jeder Stadt das gleiche ... allgemein schaut die Bürgerwehr lustig aus"

foto: derStandard.at

Pensionist, 84

"Gehört eh, dass mehr gschaut wird ... die kommen da rein nach der Reihe, jeder Dritte is schon ein anderer ... so wie's jetzt is, wars noch nie ... Wenn'st ein Deitscher bist, bist gleich a Neonazi ... des wor friaha net ... typisch amerikanisch ... I vasteh des net"

foto: derStandard.at

Andrea, 35 und Verena, 6

"Hab die Bürgerwehr noch nie gesehen ... fühl mich in dem Park nicht von Drogendealern bedroht ... finde es im Stadtpark schlimmer ... weiß, dass ich mich nicht hunderprozentig sicher fühlen kann, sobald es dämmert ... wenn es da mehr Zivilorgane gäbe, die man nicht gleich erkennt, glaube ich, dass man sicherer und gezielter eingreifen könnte"

Gerhard, 48 (Kaufmännischer Filialleiter)

"Eigentlich, schlecht is wahrscheinlich nicht ... es geht ja um die Partei auch ... die anderen sind ja dagegen ... gar keine schlechte Idee ... was ich so von der Zeitung mitbekommen habe ... weil die Jugend is ja echt nicht mehr geschützt ... schuld ist der Staat"

foto: derStandard.at

Mónica, 30 und Roman, 29 (StudentInnen)

"Bitte nicht fotografieren, das wollen die auch ... die Bürgerwehr sollte vielleicht etwas gegen alkoholisierte Autofahrer unternehmen ... ich frage mich grundsätzlich, wer denen das Recht gibt, im öffentlichen Raum mit Uniform und Abzeichen zu patrouillieren ... es ist ganz klar, dass die nur politisches Kleingeld machen wollen ... ich bin ständig in dem Park, ich hab sie außer im Fernsehen noch nie gesehen ... es ist ja sowieso alles ein Fake und die Leute springen drauf an, indem sie es Ernst nehmen ... haben noch nie einen Drogendealer hier gesehen ... es wird einfach ein Angstgefühl konstruiert und man präsentiert sich selber als Antwort ... und das ist gleich doppelt gefährlich"

foto: derStandard.at

Lisbeth 46, Brigitte, 44 (Lehrerinnen)

B.: "Also was ich so mitbekommen habe, ist der Großteil der Bevölkerung dagegen, weil es zu tief in die Freiheit der Menschen eingreift".
L.:"Erstens das und zweitens, weil es von der FPÖ ist. Der Initiator ist nicht in Ordnung. Wir haben sowieso Probleme mit dem Jörg Haider in Österreich."
B.: "Auf Grund der Einsparungen gibt es zu wenig Polizei. Für die Sicherheit könnte schon mehr gemacht werden." "Gesehen haben wir die Bürgerwehr erst selten, nur am Protesttag, da waren auch viele Medien da."

foto: derStandard.at

Marcel, 19 und Jenny, 17 (Schüler)

"Die Bürgerwehr tut weh ... ist unsinnig ... fühlen uns eher bedroht davon ... wir haben eh schon genug Polizei da ... die wollen da anscheinend Selbstjustiz üben"

foto: derStandard.at

Sonja und Edeltraud vom "Lendplatzl" (Wirtshaus beim Volksgarten mit vorzüglichem Zigeunerspieß)

"Glaube nicht, dass die Bürgerwehr notwendig ist ... im Endeffekt passiert das gleiche wie vorher ... wir brauchen keine verstärkte Polizei ... was sollen sie auch tun ... wenns die Polizei nicht schafft, dann stimmt was mit dem System nicht"

foto: derStandard.at

Steven, Harold und McAlbert (Zeugen Jehovas beim Bibelstudium)

"Ich fühl mich nicht von Dealern bedroht ... das Problem seh ich aber schon ... das gibt es weltweit ... wir haben über diese Dinge schon vor Jahrzehnten geredet ... damals ist es noch von vielen belächelt worden ... jetzt ist es mehr und mehr akut"
"Für mich ist das Problem politisch zu sehr angeheizt ... Ich lebe seit fünf Monaten in Graz ... in der Zeit hab ich mich nicht bedroht gefühlt"
"Das Drogenproblem sitzt ja tiefer, das ist ja eigentlich nur das Symptom einer tieferliegenden Situation"

foto: dertStandard.at

Silvia, 21 (Studentin)

"An und für sich halte ich es (Anm.: die Bürgerwehr) für eine gute und wichtige Einrichtung, aber ob das notwendig ist, dass es dafür eine eigenen Institution außerhalb der Polizei gibt, weiß ich nicht ... finde, Graz ist im Vergleich zu anderen Städten ein sicherer Ort"

foto: derStandard.at

Kevin, Ben und Clay

Kevins Vater, der nicht ins Bild wollte: "Wir müssen aufpassen, dass uns die Bürgerwehr nicht erwischt (lacht) ... ich wohne da in der Gegend ... mein Sohn ist noch nicht angesprochen worden von Drogendealern ... es weiß doch eh jeder, warum es die Bürgerwehr gibt ... es ist einfach ein Wahlkampfthema ... das ist halt ein Thema mit dem sich die blaue Partei positiv darstellen möchte ... aber was sollen zwölf Hanseln, die da jetzt durch die Gegend spazieren, machen ... ich seh sie heute auch erst zum zweiten mal und wir sind relativ häufig da"

Studentinnen aus Bosnien

"Noch nichts von der Bürgerwehr gehört ... Graz hat wie jede andere Stadt auch ein Drogenproblem ... Wir sind noch nicht angesprochen worden, Drogen zu kaufen ... Sind jetzt seit 8 Monaten hier ... Vielleicht gibt es zu wenig Drogen in Graz"

foto: derStandard.at

Mohammed, 35 (arbeitslos)

"Die Bürgerwehr ist von der FPÖ, oder? Weiß aber nicht genau, was die machen ... (derStandard.at: "Sie wollen das Problem der Drogenkriminalität bekämpfen") ... Drogen? Ich bin Araber und werde öfter drauf angesprochen, ob ich nicht Drogen dabei habe. Das letzte Mal vor ein paar Monaten, ist jemand zu mir gekommen, hat gesagt, er ist aus Wien und hat gemeint, ob ich nicht Hasch dabei hab ... Ich find Drogen scheiße, ich will jetzt auch mit dem Rauchen aufhören."

foto: derStandard.at

Die Grazer Polizei

begleitete das ZDF-Team am Nachmittag durch den Volksgarten. Den Wunsch des Kamerateams nach einer Perlustrierung konnten sie nicht erfüllen, auch Auskünfte bezüglich der Bürgerwehr durften keine gegeben werden. Bezirksinspektor Gottmann: "Alles, was im Zusammenhang mit der Bürgerwehr läuft - läuft nur mit Genehmigung des Polizeidirektors". (red)