Überlebender sagt im Prozess gegen Ex-SS-Offizier Engel aus
Redaktion
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Hamburg - Im Prozess gegen den ehemaligen SS-Offizier
Friedrich Engel hat ein Überlebender der Erschießungsaktion vom Mai
1944, bei der 59 italienische Gefangene starben, ausgesagt. Der
mittlerweile 81-jährige Raimando R. sollte ursprünglich als 60.
Gefangener hingerichtet werden. Er wurde aber offenbar wegen eines
Versehens nicht aus dem Gefängnis abgeholt.
R. sagte am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht, seine
Häftlingsnummer sei beim ersten Appell gerufen worden. Daraufhin habe
er sich angezogen. Wegen der Anordnung, keine persönlichen Dinge
mitzunehmen, habe er gewusst, dass es sich um eine Erschießungsaktion
handeln musste. Beim zweiten Appell sei seine Nummer dann aber nicht
mehr aufgerufen worden. Er habe sich daraufhin wieder hingelegt,
während die übrigen Gefangenen abtransportiert wurden.
Engel war im Mai 1944 Leiter des Außenkommandos des
Sicherheitsdienstes (SD) in Genua. Er hat die Schuld an der
Erschießungsaktion mehrfach bestritten und betont, die Kriegsmarine
habe die Durchführung in Eigenverantwortung übernommen. Der SD sei
nur für die Vorbereitung zuständig gewesen. Die Exekutionen in der
Nähe von Genua waren als Vergeltung für einen Anschlag auf ein
deutsches Soldatenkino, bei dem fünf Soldaten getötet worden waren,
befohlen worden.
Engel, der 1999 in Abwesenheit von einem italienischen Gericht
wegen 246-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, lebt
seit Kriegsende weitgehend unbehelligt in Hamburg. Die Hamburger
Staatsanwaltschaft ermittelte seit 1998 gegen ihn. Mit einem Urteil
in dem Prozess wird frühestens Ende Juni gerechnet.(APA/AP)
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