Finanzen & Börse
"Großes Potenzial für Unternehmensanleihen"
Bank Austria lanciert heuer noch bis zu fünf Corporate Bonds
Wien - Die Bank Austria Creditanstalt (BA/CA) ortet in
Österreich einen enormen Nachholbedarf, was den Einsatz von
Unternehmensanleihen betrifft. Heuer dürften noch drei bis fünf so
genannte Corporate Bonds platziert werden. Das durchschnittliche
Volumen eine Emission werde 100 Mill. Euro betragen und sei typisch
für ein nicht geratetes Unternehmen, so der Leiter der
BA/CA-Anleiheabteilung Gottfried Ransmayr am Dienstag Abend vor
Journalisten in Wien. Größere Volumina von 300 bis 500 Mill. Euro müssten jedoch
international platziert werden. Nach gut 600 Mill. Euro im Vorjahr
betrage des Volumen der heimischen Unternehmensanleihen an der Wiener
Börse im Jahr 2002 bereits knapp 1 Mrd. Euro.
International platzieren
Als einzige Bank in Österreich sei die BA/CA-Gruppe in der Lage,
Anleihen international zu platzieren, sagte Bank Austria-Vorstand
Willi Hemetsberger. Über die HVB-Gruppe verfüge man über ein Team von
weltweit 130 Salesleuten für Zinsprodukte. Bonds österreichischer
Unternehmen könnten an alle großen internationalen Fonds verkauft
werden. Ein Beispiel sei die 150 Mill. Euro-Anleihe des Kärntner
Energieversorgers Kelag.
"Unternehmensanleihen füllen die Lücke zwischen Aktien- und
Staatsanleiherenditen", führte Hemetsberger aus. Für die Anleger
bieten sie attraktive Zinsen. Die Renditen seien höher als bei
Staatsanleihen, das Risiko trotzdem gemäßigt. Bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung seien die Banken nur
mehr als Vermittler zwischen Unternehmen und Anleger tätig. Statt
Zinseinkünfte würden sich Provisionseinkünfte ergeben. Gleichzeitig
komme es zu einem Risikotransfer.
Richtlinien für Kreditvergabe verschärft
Zum Wachstum des Unternehmensanleihenmarktes tragen für den Bank
Austria-Vorstand auch die verschärften Richtlinien für die
Kreditvergabe im Rahmen von Basel II bei, was die Banken zu
schärferem und risikoadäquaterem "Pricing" der Kredite treibe.
"Kredit- und Anleihekonditionen werden sich annähern", so
Hemetsberger. Das sei gar keine schlechte Entwicklung. Basel II werde
in den nächsten zwei bis drei Jahren eine wichtige Stütze für das
Bankwesen werden.
Der heimische Anleihenmarkt werde klar von den Staatsanleihen
dominiert. Nur 4 Prozent des in Österreich Umlauf befindlichen
Anleihevolumens von 93,9 Mrd. US-Dollar (99,3 Mrd. Euro) entfalle auf
Unternehmensanleihen. Der Anteil der Corporate Bonds am BIP mache
gerade 1,7 Prozent aus. Ähnlich klein sei der Anteil auch in
Deutschland, Italien oder Frankreich, wo in der Vergangenheit die
Unternehmensfinanzierung ebenfalls vorwiegend über Bankkredite
erfolgt sei. Großbritannien könne dagegen auf einen Anteil von 22,5
Prozent verweisen. (APA)