Wien - Zwar seien die Böden in Wiens Gärtnereien mit DDT belastet, nicht jedoch das Gemüse, das auf ihnen wachse. Das verkündete Martin Hofer von der Wiener Lebensmitteluntersuchungsanstalt am Tag nach der Veröffentlichung der Global-2000-Testresultate.

Bei den Tests waren bis zu 900-mal überhöhte Konzentrationen von chlorierten Kohlenwasserstoffen im Erdreich entdeckt worden. Kein Nachteil also, dass - laut Hofer - "Gemüse rein vom Stoffwechsel her diese extrem fettlöslichen Gifte nur sehr bedingt aufnehmen kann". Deshalb habe man bei 680 DDT-, Lindan- und Dieldrinderivattests seit 1998 in Wien nur in fünf Fällen Giftrückstände gefunden, ließ Konsumentenschutzstadträtin Renate Brauner (SP) mitteilen.

Über dem gültigen DDT-Grenzwert für die gesamte Lebensmittelpalette von 0,05 Milligramm pro Kilo habe in diesem Zeitraum keine einzige Charge gelegen, ergänzt Hofer. Dennoch ordnete die Stadt Wien am Dienstag eine Schwerpunktaktion mit Probenziehung von Saisongemüse aus Simmering an.

Das DDT im Boden sei "eine bekannte Altlast aus technologiegläubigeren Zeiten", erläuterte indes Karl Nehammer, Generaldirektor der Gemüseerzeugerorganisation LGV. Bis in die 90er-Jahre hinein seien Insektizide wie DDT oder Lindan in Verwendung gewesen. Hätten sich im Boden angereichert, mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren. "Seitdem", so der oberste Gemüseerzeuger, "liegt unsere Arbeitsphilosophie in der Grenzwertunterschreitung."

Für Global-2000-Lebensmittelsprecher Klaus Kastenhofer nicht weitgehend genug: Er forderte "einen Krisengipfel zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit binnen einer Woche". (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 12.6.2002)