Prag - Die tschechische Demokratische Bürgerpartei (ODS) von Unterhauschef Vaclav Klaus versucht in den letzten Tagen vor den Parlamentswahlen (14. und 15. Juni), die Wähler auf eine unkonventionelle Weise anzusprechen. Mit Hilfe von 30 bei der tschechischen Telecom gemieteten Linien wird eine persönliche Botschaft von Klaus an zufällig aus dem Telefonverzeichnis ausgewählten Haushalten im ganzen Lande versendet. Bereits bei 200.000 tschechischen Familien läuteten am vergangenen Sonntag und Montag die Telefone, aus deren Hörer die Stimme des ODS-Chefs kam: "Guten Tag, am Apparat ist Vaclav Klaus..." In der von einem Tonband vorgespielten Botschaft, die etwa eine halbe Minute dauert, warnt Klaus die Wähler vor der "linken Gefahr" und der "Rückkehr zum Sozialismus". "Vorwärts" könne man nur mit der ODS gehen, will der Unterhauschef überzeugen. Mit diesem Wahlkampfmittel will die Klaus-Partei bis Donnerstag insgesamt 1,5 Millionen Haushalte ansprechen. Mehrere angerufene Wähler zeigten sich überrascht. Einige dachten zunächst, dass dies ein Scherz eines Stimmenimitators sei. Erst als sie reagieren wollten, erkannten sie, dass die Stimme von Klaus vom Band kam. "Jemand muss die bisherigen Gewohnheiten durchbrechen. Oft ist es unsere Partei", bestätigte Klaus auf einer Wahlkundgebung, dass dahinter wirklich die ODS und ihr Wahlkampf steht. Einige Angerufene fühlen sich belästigt. "Das ist ein Dienst, den ich nicht bestellt habe", protestierte eine Frau aus dem westböhmischen Klatovy (Klattau). Dabei reicht es nicht, den Hörer einfach aufzuhängen - die Nummer des Angerufenen bleibt jene 30 Sekunden blockiert. "Es hilft nur das Einzige - das Telefonkabel aus dem Netz auszuziehen", schrieb die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" am Dienstag. (APA)