Alles eine Frage der Relationen:

Dreihunderttausendeinhundert-fünfzehn Euro sind zweifellos eine Stange Geld für ein Auto, um nicht zu sagen, eine geradezu obszöne Summe. Jedoch: Für ein Boot sind viereinhalb Schilling-Mille gerade einmal die Einsteigerschwelle, für einen Privatjet nicht einmal die Anzahlung.

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"Niemand würde einem ein Boot vorhalten",

so Robert Engstler, Managing Director von Bentley Wien, "nur bei einem Auto zum gleichen Preis besteht sofort Erklärungsbedarf."

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Gemach.

Denn diesen dürften ohnehin eher Nicht-Bentley-Fahrer erörtern. Für die andern ist die Sache einfach: "Unsere Kunden haben schon vier oder fünf Autos, und irgendwann wollen sie dann eben einen Bentley."

Was ein Ferrari stark ist,

ein Aston Martin rar und ein Rolls-Royce glamourös, ist Bentley eine Limousine, die auf vielen Feldern Höchstmarken zu setzen sucht. Noblesse? Allein für das handgenähte Lederlenkrad verbucht man im Stammwerk in Crewe sechzehn Arbeitsstunden. In dieser Zeit baut man bei VW zwei komplette Golf.

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Exklusiv?

Gerade 18 Österreicher haben im letzten Jahr eine Bestellung unterschrieben. Noch ein Rechenbeispiel? Wenn Sie gut sind und drei Prozent Rabatt rausschlagen, können Sie sich mit dem Ersparten einen hübschen Kleinwagen kaufen.

Ansonsten ist Bentley-Fahren durchaus keine Geheimwissenschaft,

die sich nur reichen Menschen erschließt. 875 Newtonmeter Drehmoment sind zum Beispiel ein Wert, der nicht nur den aktuellen Weltrekord für Serienlimousinen darstellt, sondern vor allem - und ganz real - einen gehörigen Tritt in den Hintern. Dem Lord sein Sport. "Beauty and Beast" kürzt Bentley gerne die Markenphilosophie ab.

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Tatsächlich steht ein Triebwerk brachialster Auslegung parat,

um im Zweieinhalbtonner den Sprinter zu wecken. Der Hubraum von 6,75 Liter ruft noch zwei Turbolader zur Hilfe, was einen Null-auf-hundert-Wert ermöglicht, der schlussendlich auch Porsches den Garaus macht.

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In Zahlen:

456 PS, fünf Komma acht Sekunden. Die Lösung mit der Aufladung ist übrigens Tradition: Die "Blower"-Modelle haben den Ruf der Marke begründet.

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Dass Bentley vor wenigen Jahren

mit der Volkswagen-Gruppe deutsche Eigentümer gefunden hat, war in England anfangs kein ganz lockeres Thema. Mittlerweile hat auch die Queen ihren Segen erteilt: bis zum nächsten Thronjubiläum wird weiter ein Bentley dem Fuhrpark vorstehen. In Le Mans matcht sich Bentley heuer wieder mit Konzernschwestermarke Audi. (Timo Völker, AUTOMOBIL, 7.6.2002)

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Bentley Motors

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