Wien - "Das ganze ist ein bisserl eine seltsame G’Schicht", meint Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Kultur-und Betriebs Ges.m.b.H. eher vorsichtig. Und wer den Schönbrunn-Chef kennt, weiß, dass vorsichtige Goldwaagen-Äußerungen bei ihm ausgesprochen ungewöhnlich sind. Denn die nächsten drei Open Air-Events im Ehrenhof von Schönbrunn sind groß angekündigt: Evita am 22. Juni, Nabucco gleich am Tag darauf und dann auch noch Elton John am 25. Juni. Drei Großveranstaltungen für die der Vorverkauf voll im Laufen ist, und für die knapp 40.000 Karten verkauft werden könnten. Gleichzeitig muss Sattlecker allerdings auf Anfrage des Standard kursierende Gerüchte aus der Veranstalterszene bestätigen: Demnach haben die Veranstalter dieser drei Events keinen gültigen Vertrag mit der Schloss Schönbrunn-Gesellschaft. Sattlecker am Montag: "Wir betrachten den Vertrag mit den Veranstaltern als aufgelöst." Nach dem Warum befragt erklärt der Schönbrunn-Chef: "Wir hatten einen Vertrag mit der Promoters Group Veranstaltungs GmbH, aber damit der in Kraft tritt, waren zwei Vorbedingungen vereinbart. Es musste eine Bankgarantie eines österreichischen Institutes erbracht werden - als Garantie für die Miete und zur Abdeckung etwaiger Schäden im Weltkulturerbe. Und zweitens war eine Akontozahlung von 50 Prozent der Miete vereinbart." Beides sollte laut Sattlecker bis 22. Mai erbracht werden. Allein: Die Frist verstrich - und dann auch die nächste. Die Schloss-Gesellschaft schickte Rechnungen, verhandelte in der Folge mit der die Promoters Group Austria Holding (PGA), deren Übernahme durch Libro Entertainment Mitte April bekanntgegeben worden war. Libro Entertainment war nach dem Ausgleich der Libro-Gruppe im Vorjahr an Finanzinvestoren verkauft worden. Ende Mai hieß es, die Libro- Entertainement GmbH übernehme im Auftrag der Star-Entertainement London die Veranstaltungen Evita und Nabucco. Wieder wurde eine Akonto-Zahlung für die darauf folgende Woche in Aussicht gestellt. Noch am 31. Mai hieß es, es sehe so aus, als ob Libro Entertainment auch Elton John übernehmen würde. Und wieder eine Bitte um Fristerstreckung. Bis dann schließlich in der letzten Woche bei der Schönbrunn-Gesellschaft der Ofen aus war: "Der Vertrag ist daher aus unserer Sicht nicht erfüllt", so Sattlecker im Standard-Gespräch. "Das ist uns natürlich mehr als unangenehm und wir halten natürlich den Ehrenhof sicherheitshalber frei." Die Zeit drängt allerdings - und wie: Am Mittwoch soll die Kommissionierung des Platzes stattfinden und schon am nächsten Montag sollen die Trucks für den Aufbau antuckern. Libro-Entertainment- und PGA-Boss Richard Hörmann erklärte zu all dem auf Anfrage des Standard: "Der Veranstalter ist Wolfgang Klinger, ich habe den Vertrag nicht unterschrieben." Man sei aber dabei "eine Auffanglösung für Nabucco und Evita zu basteln und die müsste in ein, zwei Tagen stehen. Elton John entzieht sich meiner Kenntnis." (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2002)