Wien - Die börsenotierte Feuerfest-Gruppe Rath plant ab 2003 den Einstieg in das neue Geschäftsfeld Müll- und Sondermüllverbrennung. Eine diesbezügliche Projektgruppe werde ab 1. Juli tätig werden. Vorerst werde man als Vertreiber einer mexikanischen Firma am europäischen Markt operieren und bei Bedarf "gemeinsam in Europa etwas machen", kündigte Unternehmensvorstand Ernst Rath am Montag in Wien an. Als Produktionsstandort sei Deutschland wahrscheinlich, so Rath. Im Geschäftsjahr 2001 erwirtschaftete Rath durch die Zustellung für zwei Hochöfen (Linz und Donawitz) und die Auskleidung mehrerer Elektroschmelzöfen das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) erhöhte sich um 23,8 Prozent von 4,2 auf über 5,1 Mill. Euro. Der konsolidierte Umsatz konnte von 50,8 auf 59,6 Mill. Euro gesteigert werden. Inklusive der nichtkonsolidierten Töchter in Polen und Tschechien stieg der Umsatz von 51,5 auf 61,2 Mill. Euro. Es ist die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 0,36 Euro geplant. Das Geld wolle man aufsparen und für interessante Akquisitionen verwenden, so Rath. Eigenkapitalrendite zufriedenstellend Die Eigenkapitalrendite von 18,8 (19,1) Prozent bei einer Eigenkapitalquote von 50,4 (44,1) Prozent sei zufriedenstellend. Gemessen am Buchwert je Aktie von 17,03 Euro sieht Rath beim Aktienkurs von derzeit 7,60 Euro "noch relativ viel Spielraum für Analysten, den Aktienkurs wieder in die Höhe zu bringen". Der operative Cash-Flow erhöhte sich im Vorjahr von 5,4 auf 8,3 Mill. Euro. Von der Rath-Kriegskasse von rund 8 Mill. Euro seien für heuer bereits 5 Mill. Euro fix verplant. Heuer würden sich keine Akquisition mehr ausgehen, der Investitionsschwerpunkt liege auf der internen Verbesserung der Produktion. In den USA (Umsatzanteil 11 Prozent) stehe die Stärkung am Steinsektor an. Eine Akquisition schließt Rath aus, die veralterten US-Werke seien "völlig uninteressant". Schwaches erstes Jahresdrittel In den ersten vier Monaten 2002 sei der Umsatz um 6,2 Prozent von 23,9 auf 22,4 Mill. Euro gefallen, das EGT habe "dramatisch" um 44,7 Prozent von 1,35 Mill. auf 750.000 Euro eingebüßt, so Firmenchef Ernst Rath, der dafür hauptsächlich die verspätete Auslieferung und Abrechnung eines Großauftrages verantwortlich macht. Inklusive dieses Großauftrages, der Anfang Juni ausgeliefert werde, sei der Umsatz nur um 3,2 Prozent zurückgegangen, und das EGT per Ende Mai um höchstens 15 Prozent gefallen. Das liege im Toleranzbereich, da auf Grund eines schwachen vierten Vorjahrsquartals im zweiten Halbjahr nicht mehr so viel aufzuholen sei, meinte Rath, der darauf unter anderem mit dem Abbau von Leiharbeitern in Deutschland und Ungarn reagieren will. Bereits im vierten Quartal 2001 habe sich jedoch bereits eine deutliche Beruhigung des Geschäftsverlaufes ergeben, so Rath weiter. Deshalb dürften im laufenden Geschäftsjahr die ursprünglichen hoch gesetzten Erwartungen nicht erreicht werden. Während der Umsatz auf Vorjahresniveau gehalten werden sollte, könnte beim Ertrag ein "schwaches Minus" gegenüber dem Vorjahr erreicht werden. Überkapazitäten Das Potenzial im Geschäftsfeld Müllverbrennung schätzt Unternehmenschef Rath am wichtigen deutschen Zielmarkt auf 20,5 Mill. Euro. Derzeit würde es zwar noch Überkapazitäten geben, Marktchancen rechne er sich aber für die Zeit ab 2004 aus. Ab diesem Zeitpunkt dürfe Müll nämlich nicht mehr gelagert werden. Bei den Mitbewerbern gebe es zudem derzeit ein Qualitätsproblem, das Rath durch die Kooperation mit einem mexikanischen Partner, einem Spezialisten für Silizium-Carbid-Technologie, lösen möchte. Das Unternehmen, das sich als universeller Lieferant feuerfester Werkstoffe sieht, ist vor allem in Deutschland sehr aktiv, wo 23,4 Mill. Euro umgesetzt werden. Nur mehr 28 Prozent des Umsatzes oder 17,4 Mill. Euro wurden in Österreich gemacht. Im Jahresdurchschnitt wurden 543 (523) Personen beschäftigt, davon 379 (371) im Ausland. Während im Branchendurchschnitt 60 bis 70 Prozent des Geschäftes mit dem Stahlbereich gemacht würden, entfallen bei Rath nur 30 Prozent auf diesen Bereich, in dem relativ wenig zu verdienen sei. Der Rest verteile sich auf die Keramik-, Zement-, Glas- und Aluminiumindustrie. (APA)