Frankreich
Streit in UMP um Vorsitz der neuen Nationalversammlung
Balladur und Juppe beanspruchen Präsidentenposten
Paris - Noch vor dem zweiten Durchgang der französischen
Parlamentswahlen am kommenden Sonntag ist innerhalb der neuen
bürgerlich-konservativen Sammelpartei "Union für die
Präsidentenmehrheit" (UMP) ein Streit um den Vorsitz der künftigen
Nationalversammlung ausgebrochen. Die ehemaligen Premierminister
Edouard Balladur (1993-95) und Alain Juppe' (1995-97) erheben laut
Medienberichten Anspruch auf das prestigereiche Amt des Präsidenten
der Nationalversammlung, das seit dem Wechsel von Laurent Fabius an
die Spitze des Finanzministeriums im Jahr 2000 von dem Sozialisten
Raymond Forni bekleidet wurde. Balladur erklärte nach Informationen des Nachrichtenmagazins
"L'Express", er sei fest entschlossen, für den Parlamentsvorsitz zu
kandidieren und würde sich im Fall einer Bewerbung von Juppe', dessen
Position in der neogaullistischen Bewegung die wesentlich stärkere
ist, nicht zurückziehen. Juppe' ist Bürgermeister von Bordeaux und
gilt weiter als "starker Mann" hinter der nominellen
Neogaullisten-Chefin Michele Alliot-Marie. Er soll auch die Ernennung
von Jean-Pierre Raffarin zum Premier durchgesetzt (und jene von
Nicolas Sarkozy verhindert) haben.
Seit der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958 hat die
französische Rechte vier Präsidenten der Nationalversammlung
gestellt: Jacques Chaban-Delmas (1958-69, 1978-81 und 1986-88),
Achille Peretti (1969-73), Edgar Faure (1973-78) und Philippe Seguin
(1993-97), die Linke ebenfalls vier: Louis Mermaz (1981-86), Laurent
Fabius (1988-1992 und 1997-2000), Pierre Emmanuelli (1992-93) und
zuletzt Forni. (APA)