Die österreichische Fotografin Christine de Grancy, die mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet wurde, dokumentiert seit den 70er Jahren mit ihrer Leica Welten und Menschen, die unseren farbsatten Augen Gegenwelten offenbaren. Sie liefert Bilder ihrer Reisen in ferne, unwirtliche und unruhige Länder, vollgestellt mit Menschen, die in anderer Geschwindigkeit, unter anderen Befindlichkeiten leben. Diese will uns de Grancy näherbringen, dafür lebt und arbeitet sie. Reisen zur Befreiungsbewegung Polisario beispielsweise, eine Arbeit, noch getragen von der damals herrschenden Postachtundsechziger - Revolutions-Romantik. Danach etliche Erkundungen im islamischen Raum, Richtigstellungen oft, Klischees verneinend - und heute notwendiger denn je. Reisen nach Russland, inmitten der Peristrojka, ein Land im Umbruch, bis hin zum Zerfall des Kommunismus und den Wehen seiner Nachkommenschaft. Spannender Wandel, der den Menschen oft Unerträgliches abverlangte. De Grancys Bilder machen das Politische privat, das Private politisch.


-- zum Interview mit Christine de Grancy

Toni Scholz/Westlicht

Die Galerie WestLicht berücksichtigt nun de Grancys Lebenswerk und widmet ihr anlässlich ihres 60. Geburtstages eine Schau. Den Schwerpunkt bilden Aufnahmen aus Pakistan. Bilder, die uns eine andere Kultur, ganz ohne Aufregung und Anbiederung, nahe bringen. Die Defizite des Fortschritts, das Leiden des Rückstands, jedoch auch die Freude, die Leben in beiden Welten bereitet, da Hoffnung, die Freude atmen lässt, das alles findet sich in de Grancys Bildern. (red)


WestLicht. Schauplatz für Fotografie
Westbahnstraße 40, 1070 Wien
Christine de Grancy. An Ort und Stelle
11.06. – 04.08.2002

Bild: Der alte Poloplatz von Karimabad, 1989
Christine de Grancy/Agentur Anzenberger

Bild: Im Wiener Prater, 1979
Christine de Grancy/Agentur Anzenberger