Europa
Stichwahlen in 75 italienischen Städten und drei Provinzen
Drei Millionen Italiener zu den Urnen aufgerufen
Rom - Drei Millionen Italienern steht wieder ein Wahlsonntag
bevor. Am Sonntag und Montag wird in 75 Gemeinden der Bürgermeister
zwischen den beiden Kandidaten gewählt, die beim ersten Urnengang vor
zwei Wochen am besten abgeschnitten, nicht aber die absolute
Stimmenmehrheit erhalten haben. Gewählt wird mehrheitlich in
Norditalien: Die Urnen sind in den Provinzhauptstädten Alessandria,
Asti, Cuneo, Verona, Gorizia (Görz) und Piacenza sowie in Frosinone,
Isernia, Cosenza und Oristano geöffnet. Ein Wahlkampf findet auch in
den Provinzen Treviso, Vercelli und Campobasso statt. Das spannendste Wahlduell spielt sich in Verona ab, wo sich die
Parteien des Regierungsbündnisses zutiefst gespalten haben. Die
Bürgermeisterin, Michela Sironi, die wegen Konflikten mit der Forza
Italia aus der Berlusconi-Partei ausgewiesen wurde, unterstützt mit
einer neugegründeten Bürgerliste den Kandidaten des
Mitte-Links-Blocks, Paolo Zanotto, der beim ersten Wahldurchgang mit
38,7 Prozent der Stimmen auf Platz zwei gelandet war. Kandidat des
Mitte-Rechts-Blocks ist der Ex-Präsident des Regionalrats Venetien,
Gianfranco Galan.
"Vergiftete Wahlkampagne"
Um Galan zu unterstützen, brach Regierungschef Silvio Berlusconi
sein Versprechen, sich nicht in die Wahlkampagne einzumischen. Am
Freitag schloss der Premierminister mit einem Besuch in Verona die
vergiftete Wahlkampagne in der Stadt der Arena ab. "Berlusconis
Besuch ist ein Zeichen, dass die Regierungskoalition unseren Sieg
befürchtet", kommentierte Oppositionschef Francesco Rutelli zynisch.
Die Mitte-Links-Koalition, die sich beim ersten Wahldurchgang am
26. Mai in mehreren Gemeinden, darunter Genua, behaupten konnte,
hofft, an diesem Wochenende ihr Wahlergebnis zu konsolidieren.
Interne Polemiken unter den Linksparteien schwächen jedoch den
Zusammenhalt des Oppositionsbündnisses. Spannungen traten diese Woche
zwischen den Linksdemokraten (DS) und der gemäßigten Sammelbewegung
"Margherita" rund um den Kampf gegen die Aufweichung des
Kündigungsschutzes auf.
Während die DS den Aufruf der Gewerkschaftsorganisation CGIL zu
einem neuen Streik gegen den umstrittenen Artikel 18 teilte,
kritisiert die Margherita diese Position und fördert dagegen den
Dialog der Arbeitnehmerverbände mit der Regierung. Das Duell in den
Parteizentralen in Rom färbt auch auf Lokalebene ab. Davor warnte
DS-Chef Piero Fassino: "Die Mitte-Links-Allianz hat bei diesem
Urnengang stark an Stimmen zugelegt. In dieser positiven Phase können
wir uns weitere Spaltungen nicht erlauben", mahnte Fassino. (APA)