Finnland gilt seit dem Sieg in der OECD-Lesestudie Pisa als schulpolitisches Vorbild. Ein Blick des Bildungsressorts Richtung Norden wäre daher durchaus lohnend. Was es dort zu kopieren gäbe? Beispielsweise die Lehrerausbildung, worüber hierzulande seit Jahren fruchtlos diskutiert wird. Der Zeitpunkt ist günstig, schließlich sollte in nächster Zeit ausgiebig über "Profilbildung der Universitäten" diskutiert werden. Warum wird nicht endlich die Ausbildung aller Lehrer in eine gemeinsame pädagogische Hochschule verlegt?

Weil es gegen das logische Modell ziemlich viele nicht ganz so logische Einwände gibt: Die ÖVP befürchtet eine "Gesamtschule durch die Hintertür" und hat Sorge, dass Pflichtschullehrer dann genauso viel verdienen wollen wie AHS-Pädagogen; die katholische Kirche sperrt sich, um nicht ihre Pädagogischen Akademien zu verlieren; und die universitären Erziehungswissenschafter haben Angst, durch eine Fusion mit den Pädaks zu einer Hochschule niedrigeren Ranges herabgestuft zu werden.

Dabei könnten beide Institutionen voneinander lernen: Die Pädaks sind vorbildlich praxisorientiert - ein Manko, das an den Universitäten offensichtlich ist. Dort setzt man sich viel zu wenig mit der Perspektive auseinander, dass Absolventen in erster Linie Pädagogen - und nicht Fachspezialisten - sein werden. Von den Universitäten wiederum ist ein wissenschaftlicher Zugang sowie das akademische Selbstbewusstsein zu holen, das Pädak-Studenten abgeht. Weiterer Vorteil: Eine Ausbildung, die wie in Finnland mithilfe von Modulen funktioniert, erlaubt es auch Berufstätigen, wieder in den Hörsaal zurückzukehren. Um sich weiterzubilden und vielleicht sogar den Job zu wechseln. Denn nichts ist für das Schulwesen verheerender als ausgebrannte Lehrer ohne weitere Karriereperspektive. (DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.6.2002)