Baden/Mödling/Neunkirchen - Ein 75-Jähriger aus Furth bei Baden wollte Freitagmorgen gemeinsam mit zwei anderen Männern ein Auto in Sicherheit bringen - dabei wurde der Pensionist von den Fluten mitgerissen. Der Mann ertrank im Hochwasser, seine Leiche wurde erst nach ein paar Stunden gefunden.

Das Hochwasser im südlichen Niederösterreich konzentrierte sich nach den schweren Regenfällen von Donnerstagnacht zwar nur auf einen kleinen Bereich - doch die Auswirkungen waren verheerend. Laut Franz Hauer vom hydrografischen Dienst des Landes Niederösterreich handle es sich zum Teil um ein Hochwasser, "wie es nur alle 30 Jahre vorkommt". Binnen zwölf Stunden wurden etwa bei Klausenleopoldsdorf bis zu 190 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen.

Freitagvormittag entspannte sich die Lage in den besonders betroffenen Gebieten im Bereich der Oberläufe von Piesting und Triesting. Die Einsatzkräfte begannen mit umfangreichen Aufräumarbeiten; Straßen mussten von Schlammmassen befreit, zahlreiche Keller ausgepumpt werden. In Weißenbach bei Baden musste die Feuerwehr mit dem Schlauchboot einen Lkw-Lenker befreien.

Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht abschätzbar. Etliche Landes- und Bundesstraßen mussten gesperrt werden. Bei der L138 wurden zwischen Markt Piesting und Puchberg Teile der Fahrbahn vollständig weggerissen.

Die Wassermassen bewegten sich am Vormittag weiter in die flacheren Regionen und bedrohten Schwechat, Achau, Ebreichsdorf und Trumau.

Durch die Überflutungen wurden auch die Quelleinzugsgebiete im Bezirk Baden verunreinigt. Das Trinkwasser musste abgekocht werden.

Die Schlechtwetterfront erstreckte sich über Deutschland, die Schweiz, Südostfrankreich und Norditalien, verursachte Überschwemmungen und Schlammlawinen. Mindestens vier Menschen starben, mehrere Personen wurden vermisst.

In Österreich entspannte sich die Lage, Entwarnung konnte aber nicht gegeben werden. Übers Wochenende sind nach wie vor Regenfälle zu erwarten. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9. 6. 2002)