Geschlechterpolitik
Pakistan: Gericht hebt Steinigungsurteil gegen Frau auf
Proteste von Frauenrechtsgruppen erfolgreich
Islamabad - Das höchste islamische Gericht in
Pakistan hat ein Steinigungsurteil gegen eine angebliche Ehebrecherin
aufgehoben. "Ich war unschuldig. Ich habe Recht bekommen", sagte
Zafran Bibi am Donnerstag nach dem Freispruch. Sie war im April in
erster Instanz zum Tode durch Steinigung verurteilt worden, nachdem
sie ihren Schwager wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Die Polizei
hatte sie jedoch dazu gebracht, später einen Ehebruch zu gestehen. Zafran Bibi war vor rund einem Monat wegen außerehelichen
Geschlechtsverkehrs von einem Bezirksgericht nach den streng
islamischen Hudood-Rechtsvorschrifen verurteilt worden. Ein
islamisches Bundesgericht stellte sich nun jedoch auf die Seite der
28-Jährigen, die mit der Begründung der Vergewaltigung Berufung
eingelegt hatte.
Der Fall hatte landesweit Proteste von Frauenrechtsgruppen
ausgelöst. Hunderte Menschen gingen auf die Straßen und forderten die
Freilassung Bibis sowie die Abschaffung des islamischen
Hudood-Gesetzes, wonach in Pakistan Sexualdelikte geahndet werden
können. Bisher wurden Todesstrafen nach diesem Gesetz noch nicht
vollstreckt. In ländlichen Regionen sind jedoch EhebrecherInnen bereits
durch Lynchjustiz ermordet worden. (APA/dpa/AP)