Unternehmen
Parmalat-Einstieg bei NÖM fast fix
Raiffeisen dementiert sechsten Juli als Einstiegsdatum
Wien - Die Verkaufsgerüchte rund um die NÖM reißen nicht ab.
Wie in den vergangenen Wochen und Monaten folgt auf Spekulationen
über eine Beteiligung an der börsenotierten Niederösterreichischen
Molkerei - abwechselnd durch die italienische Parmalat und die
französische Danone - postwendend das Dementi des Eigentümers
Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB). Die Medienberichte werden
konkreter, die Gegendarstellungen heftiger. Die jüngste Meldung,
Parmalat steige bereits ab 1. Juli mit einer Sperrminorität bei der
NÖM ein und werde 2004 dann 75 Prozent übernehmen, "entbehrt jeder
Grundlage", hieß es am Freitag in einer Reaktion des Raiffeisen
Holding-Chefs Erwin Hameseder zur APA. Es habe sich nichts an der
Situation von vor zwei Wochen geändert, wurde betont. Nach wie vor werde mit mehreren potenziellen Partnern verhandelt,
so Hameseder. Die Gespräche liefen gut, eine Entscheidung werde es
aber nicht vor Herbst geben. Auch an den Bedingungen habe sich zum
Stand von zuletzt nichts geändert: Der künftige strategische Aktionär
in der börsenotierten Molkereigruppe NÖM muss nach dem Willen des
90-Prozent-NÖM-Aktionärs RLB Osteuropaaktivitäten mitbringen.
Außerdem müsse die Produktion in Niederösterreich (Baden) erhalten
bleiben, also eine Standortabsicherung gewährleistet sein, und eine
Abnahmegarantie für die niederösterreichischen Milchbauern gegeben
werden.
Danone aus dem Rennen
Der zuletzt als Favorit gehandelte französische Danone-Konzern sei
aber bereits seit drei Wochen aus dem Rennen, wurde der APA aus einer
anderen Quelle am Freitag wieder bekräftigt. Danone habe keine
Standortgarantie abgeben wollen. Die Gespräche mit den Italienern
seien hingegen weit gediehen, was eine Entscheidung "in den nächsten
Wochen", also auch bereits im Juli, erwarten lasse.
Für Parmalat spreche zudem, dass sogar Investitionen geplant
seien, was wiederum den Standort Baden auch nachhaltig absichern
würde. In Zeiten von Kyoto und Road Pricing werde der Transport
künftig an Bedeutung gewinnen. Daher sei es wichtig, dass der
Rohstoff in der Nähe der Produktion liege, begrüßten Agrarier den
wahrscheinlichen neuen - italienischen - Partner. Denn auch bei einer
"österreichischen Lösung" hätte es keine Standortgarantie für Baden
gegeben.
Der italienische Molkerei- und Backwarenhersteller Parmalat
Finanziaria SpA hat 2001 einen Umsatz von 7,8 Mrd. Euro und einen
Betriebsgewinn von 597 Mill. Euro gemacht. Der Molkereiriese ist in
30 Ländern auf allen fünf Kontinenten der Welt vertreten. In
Osteuropa, einer Region, die für die NÖM besonders interessant ist,
unterhält Parmalat acht Standorte in Ungarn und ist auch in Rumänien,
der Ukraine und Russland vertreten. Die Parmalat-Gruppe beschäftigte
zuletzt mehr als 38.300 Mitarbeiter weltweit.
Die NÖM AG hat als zweitgrößter heimischer Molkereikonzern 2001
einen Betriebsgewinn (EBIT) von 5,8 Mill. Euro erwirtschaftet. Das
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) kletterte um mehr
als ein Viertel auf 4,7 (2000: 3,7) Mill. Euro. Der Umsatz der AG
erhöhte sich im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 235 Mill. Euro. Im
Konzern lag das EGT bei 8,4 Mill. Euro und der Umsatz bei 299,2 Mill.
Euro. Im Jahresschnitt 2001 waren im NÖM-Konzern 837 Mitarbeiter
beschäftigt. (APA)