Panorama
2.400 Tote jährlich wegen Luftverschmutzung
Mehr als das Doppelte der Unfalltoten - Öffis-Ausbau gefordert
Wien - 2.400 Todesfälle sind laut einer WHO-Studie in
Österreich auf Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr
zurückzuführen. "Das sind mehr als doppelt so viele, als durch
Unfälle sterben", schlug am donnerstag Alfred Brezansky von der Wiener
Umweltanwaltschaft Alarm. Seit 1980 ist allein der CO2-Austoß bedingt
durch Fahrzeuge von rund 13 Millionen Tonnen auf 20 Millionen Tonnen
gestiegen.Sommer in der Stadt am schlimmsten
Zwar bewirken immer strengere Abgasgesetzgebungen für
Kraftfahrzeuge ein Absinken bei den meisten Schadstoffen, durch die
ständig steigende Gesamtfahrleistung wird dieser Trend, so Brezansky,
aber mehr als egalisiert. "Besonders in den dicht besiedelten
Stadtgebieten führen die Belastungen aus dem Verkehr zu einer ständig
Verschlechterung der lokalen Umweltsituation", so der Experte.
Insbesondere im Sommer ist die Lage kritisch: Ein Cocktail aus
hoher Ozonkonzentration, Staubemission und Partikel aus den
Dieselabgasen kann besonders bei Kindern und alten Menschen zu
Lungenkrankheiten führen. Zwar will man seitens der
Umweltanwaltschaft das Auto nicht verteufeln, aber "es darf nicht
mehr wert sein, als das Recht des Menschen auf Gesundheit und
Wohlbefinden", betonte Brezansky.
Sündenbock Dieselfahrzeug
Die von der Werbung oft als umweltfreundlich angepriesenen
Diesel-Fahrzeuge werden der Umweltanwaltschaft zufolge in der
Realität diesem Image nicht gerecht. Gegenüber den "Benzinern" stoßen
sie zwei bis drei Mal mehr Stickstoffoxide und bis zu 1.000 Mal mehr
Rußpartikel aus, so Dr. Hans-Peter Hutter von der Universität Wien.
Die winzigen Partikel werden über die Lunge aufgenommen und breiten
sich in ganzem Organismus aus. Die Folge der Abgase: Infekte der
Luftwege, Bronchitis sowie Asthma treten vermehrt auf. Bei
vorbelasteten Personen erhöht sich das Risiko, an einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung zu streben.
Zu Fuß, per Rad und Öffis
Damit die Situation nicht weiter eskaliert, sind laut
Umweltanwaltschaft eine Reihe von Maßnahmen nötig: der öffentliche
Verkehr sollte ausgebaut und gleichzeitig attraktiver werden.
Gleichzeitig müssten die - für den Menschen ohnehin gesündesten -
Fortbewegungsvarianten wie Radfahren und Zu Fuß Gehen vermehrt
gefördert werden. Diesel betriebene Fahrzeuge dürften nur mit
effizienten Partikelfiltern zugelassen bzw. müssten nachgerüstet
werden. Schließlich bedürfe es auch einer vermehrten Aufklärung der
Bevölkerung über die Zusammenhänge von Gesundheit, Umwelt und
Verkehr. (APA)