Mensch
Kampf gegen Diphtherie
Nach einem massiven Ausbruch in den neunziger Jahren ist der geringe Impfschutz noch immer das Hauptproblem
Wien - Eine weiterhin nicht gänzlich bewältigte Gefahr in
Europa: die Diphtherie. In den neunziger Jahren kam es in den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion und des Ostblocks zu einem
folgenschweren Ausbruch der Erkrankung. Dabei stellte sich heraus,
dass in vielen westeuropäischen Staaten - so auch in Österreich - die
Menschen viel zu selten per Impfung gegen die Krankheit geschützt
sind. Vom 12. bis 15. Juni findet im Wiener AKH das 7.
Treffen der European Laboratory Working Group on Diphtheria (ELWGD)
statt. Die Fachleute diskutieren die besten Strategien zur Bekämpfung
der Erkrankung.
Präsentation der aktuellen Zahlen
Die ELWGD ist eine Arbeitsgruppe, in der ein Großteil der
europäischen Staaten vertreten ist. Die Ziele sind einerseits die
Erhebung von epidemiologischen Daten bezüglich der Diphtherie für
ganz Europa und andererseits die Ausarbeitung von medizinischen
Programmen zur Bekämpfung dieser Krankheit. Das sind akute
Interventionsprogramme bei Krankheitsausbrüchen, längerfristige
Impfprogramme und Schulungen von medizinischem Personal im engen
Austausch der ost- und westeuropäischen Länder.
Im Rahmen des Treffens werden die Teilnehmer ihre aktuellen
Informationen über die Zahl der Diphtherie-Infektionen präsentieren.
Außerdem soll ein gemeinsames Papier über die wichtigsten Maßnahmen -
speziell Impfungen - zur Bekämpfung der Krankheit entstehen.
Massiver Ausbruch in den neunziger Jahren
Organisiert wird die Tagung von der Universitätsklinik für
Unfallchirurgie am Wiener AKH. Der Hintergrund: Zu Beginn der
neunziger Jahre fand ein massiver Ausbruch von Diphtherie, besonders
in den Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR statt, der eine hohe
Anzahl an Todesopfern, speziell unter der erwachsenen Bevölkerung,
gefordert hat.
Auf Grund epidemiologischer Daten bestand damals auch die
Befürchtung, dass ein Übergreifen der Infektion auch auf die
westeuropäischen Staaten möglich wäre. Bei der Analyse der Daten
stellten die Wiener Fachleute fest, dass es nur mangelhafte
Informationen über die Situation in Österreich gab. Deshalb wurde im
Jahre 1996 mit der so genannten VIDITE-Studie (Vienna Diphtheria
Tetanus Studie) begonnen. Dabei wurde einerseits der aktuelle
Diphtherie- und Tetanusimpfschutzes der erwachsenen Bevölkerung
untersucht und zweitens der Effekt einer kombinierten
Diphtherie-Tetanusauffrischungsimpfung im Rahmen der chirurgischen
Wundversorgung überprüft.
Impfung
Die Informationen daraus zeigten, dass durch die einfache
Verabreichung des Kombinationsimpfstoffes gegen Tetanus und
Diphtherie bei der Versorgung von Unfallpatienten ein wesentlicher
Beitrag zur Steigerung des Impfschutzes geleistet werden kann.
Ehemals war an den Unfallkliniken nur gegen Tetanus geimpft worden.
Die Arbeitsgemeinschaft wurde im Rahmen der WHO Region Europa zu
Beginn des Ausbruches der Diphtherie in Osteuropa. Sie hat einerseits
intensive Schulungen von Laborkräften im Zusammenhang mit der
Diagnostik der Diphtherie, vornehmlich in England, durchgeführt und
andererseits auch sehr rasch und unbürokratisch Hilfe für die
osteuropäischen Länder durchgeführt, indem Impfstoffe zur Verfügung
gestellt wurden. Nicht zuletzt, auf Grund der Aktivitäten dieser
Arbeitsgruppe, konnte mittlerweile die Anzahl der
Diphtherieerkrankungen in den ehemaligen osteuropäischen Ländern
deutlich reduziert werden. (APA)