Wien - Die Zeit ist ein Hund. Entweder vergeht sie zu schnell. Oder gar nicht. Und wenn man nicht aufpasst, dann geht es einem wie Ray Milland in The Lost Weekend und man kann sich schlichtweg nicht erinnern, wo sie denn geblieben ist. Billy Wilders Melodram steht nicht auf dem Programm des gleichnamigen Festivals, das in den kommenden Tagen in zehn Filmen durch drei Jahrzehnte führt. Dafür unternimmt etwa Bill Murray ausführliche Zeitstudien, wenn er in Harold Ramis' großartig vertrackter Komödie Groundhog Day wieder und wieder denselben Tag durchlebt und allmählich lernt, das Immergleiche mit kleinen Eingriffen und Änderungen in seinem Sinne auszufüllen. Wie variabel filmische Zeit gestaltet werden kann, davon zeugen noch andere Beiträge: zum Beispiel als eine Art von Langzeitstudie, wie sie Abbas Kiarostami mit Und das Leben geht weiter (1992), der Fortsetzung von Wo ist das Haus meines Freundes? gestaltet hat, oder als historische Momentaufnahme wie in Martin Scorseses The Last Waltz (1978), der das Abschiedskonzert von The Band dokumentiert. Die Kino-Zeitreise hat einen festlichen Hintergrund: Das Filmfestival Viennale (40) und die Stadtzeitung Falter (25) feiern nämlich gemeinsam Geburtstag und schmeißen ein ausgedehntes Partywochenende in Wiens schönstem Einsaalkino - dessen Zukunft übrigens immer noch ungewiss ist. Abgesehen vom Filmprogramm ist ebendort täglich um 17.00 Kabarett angesetzt, um 20.15 bitten Andrea Dusl und Klaus Nüchtern zur "Quiz-Show", und ab 23.30 lädt Armin Thurnher zum Talk à la "Club 2". Für die zeitgemäße Beschallung des Foyers (ab 14.00 geöffnet) sorgt der Falter-DJ-Pool. Am Donnerstag starten die Festivitäten mit Darbietungen von Maschek, Kollegium Kalksburg und einem Überraschungsfilm. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2002)