Der deutsche Privatsender ProSieben gerät diesen Frühling unter Quotendruck. Geschäftsführer Nikolas Paalzow hat als Konsequenz nun einige Veränderungen angekündigt: Die gesamte "Day-Time" werde auf den Prüfstand gestellt, neue US-Serien sollen bei dem Zugpferd der ProSiebenSAT.1 Media AG eingeführt werden. "Real-Life-Adventure-Formate" im Stil der "Mission Germany", die die Erwartungen nicht erfüllt habe, seien in der Form und zu dieser Sendezeit nicht mehr vorgesehen.Erstmals hinter Sat.1 Der Münchner Privatsender, an dem die insolvente Kirch Media mehr als die Hälfte hält, musste sich im Mai erstmals mit dem zweiten Platz hinter Sat.1, das zur gleichen Senderfamilie gehört, begnügen. Denn in der für die werbetreibenden Wirtschaft entscheidenden Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer, in der ProSieben bereits Marktführer RTL dicht auf den Fersen war, fiel der Sender hinter SAT.1 (11,2 Prozent im Mai) mit elf Prozent auf den dritten Platz zurück. Im Gesamtmarkt erreichte der Sender nur noch 6,7 Prozent. "In dieser Saison sind wir nicht Meister geworden" "ProSieben ist der FC Bayern München unter den Fernsehsendern", sagte Paalzow. "In dieser Saison sind wir nicht Meister geworden. Aber im Herbst werden wir uns neu aufstellen und uns mit dem ein oder anderen Spieler verstärken und wieder aufholen." Auf eine Prognose wollte sich Paalzow nicht festlegen. Im ersten Quartal 2001 hatte der Sender noch einen Marktanteil von 14,1 Prozent unter den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren erzielt, in diesem Mai waren es nur noch 11,0 Prozent. Blockbuster und frische US-Serien "Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren", sagte Paalzow. "Wir wollen noch vor RTL mit den Top-Blockbustern aus den USA die Linie angeben und werden versuchen, dass uns mit mindestens zwei frischen US-Serien nach "Akte X" und "Emergency Room" wieder ein großer Wurf gelingt." Mit "Respekt" schaue er auf den Rivalen Vox, der mit der US-Produktion "Dark Angel" gepunktet habe. Schwierige Politthriller wie die von der Kritik gelobte, aber quotenschwache "Operation Rubikon" dürften nur ins Programm, wenn von der Thematik sicher gestellt sei, dass das junge Publikum sie akzeptiere. Gerichtsshows auch auf ProSieben? Das Nachmittagsprogramm mit Sendungen wie "Clip-Mix", "Absolut Schlegl" und "Arabella" stehe komplett "auf dem Prüfstand". Paalzow schließt nicht aus, dass in bestimmter Form auch Gerichtsshows bei ProSieben Einzug halten könnten - mit "Richterin Barbara Salesch" oder "Richter Alexander Hold" hat vornehmlich Schwestersender Sat.1 ProSieben Boden entzogen. Die großen Produktionsfirmen wie zum Beispiel Kirch Media Entertainment und filmpool seien beauftragt, Formate für ProSieben zu entwickeln. (APA/dpa)