Wien - Die Liberalisierung der Stromlandschaft in Europa hat viele Energieunternehmen aus dem Markt gedrängt. "Was wir bis jetzt gesehen haben, ist erst der Anfang. In Österreich steht die Bereinigung noch bevor", sagte Karlheinz Bozem, Partner und Vice President des international tätigen Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton. Grund zur Sorge bestehe nicht: "Es gibt Platz für Nischenplayer."Schritt in die richtige Richtung Der jüngst erfolgte Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen Energie Allianz um EVN, Wienstrom, Energie AG Oberösterreich, Linz AG sowie Bewag und dem Verbund mit dem Ziel einer österreichischen Stromlösung sei ein "richtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte Bozem. In einem zweiten Schritt könne man dann von einer Position der Stärke aus aktiv nach möglichen Partnern im Ausland suchen. Vor allem bei "Ökostrom" habe Österreich als Land mit der meisten Stromerzeugung aus Wasserkraft nach Norwegen einen wichtigen Trumpf in der Hand. Dieses Asset mache eine Energie Austria auch für ausländische Stromriesen interessant. Einen Zuschlag auf ökologisch produzierten Strom hält Bozem für möglich: "Es gibt einen Markt dafür." Unternehmen, die sich auf einem liberalisierten Markt bewähren müssen, seien meist besser aufgestellt als solche, die in einem geschützten Umfeld agieren können, sagte Bozem unter Hinweis auf die französische EdF. Diese habe sich in den vergangenen Jahren zwar stark im Ausland engagiert - unter anderem bei der steirischen Estag; in Frankreich verliere die EdF jedoch immer mehr Großkunden an die großen deutschen Stromkonzerne, die trotz restriktiven Verhaltens der Pariser Regierung nach Frankreich liefern dürfen. Geringe Wechselbereitschaft Die geringe Wechselbereitschaft von Stromkunden in Österreich führt Bozem auf die relativ geringen Preisunterschiede zwischen den Anbietern zurück. "Die Leute sind bequem, wegen 50 Euro Ersparnis im Jahr tun sie sich einen Wechsel nicht an."(stro, DER STANDARD, Printausgabe 5.6.2002)