Wien - Die zum weltweiten Netzwerk der angeschlagenen Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft Andersen zählende heimische Auditor Treuhand-Gruppe schließt sich ab sofort dem internationalen Deloitte & Touche-Netzwerk an. Ein entsprechender Kooperationsvertrag mit dem Ziel einer baldigen Fusion wurde am Montag Abend in Wien unterzeichnet. Durch den Zusammenschluss entstehe vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden die zweitgrößte österreichische Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gruppe, teilten Sprecher der beiden Unternehmensgruppen am Dienstag in Wien mit.92 Millionen Euro Umsatz Die vergrößerte Deloitte & Touche Österreich-Gruppe wird rund 900 Mitarbeiter beschäftigen und einen Umsatz von 92 Mill. Euro erreichen. Die Auditor-Gruppe trägt 38 Mill. Euro und 360 Mitarbeiter, Deloitte & Touche 54 Mill. Euro und 540 Mitarbeiter bei. Der heimische Marktführer, die KPMG Alpen-Treuhand Austria-Gruppe, erreicht nach jüngsten Angaben mit rund 1.000 Mitarbeitern etwa 102 Mill. Euro Umsatz. Sowohl die Auditor- als auch die Deloitte & Touche-Gruppe befinden sich im Eigentum von jeweils 16 österreichischen Partnern. Bis zur angepeilten Fusion bleiben beide Gruppen eigenständige und gleichberechtigte Mitgliedsfirmen bei Deloitte & Touche International. Der Zeitpunkt dafür werde vom Fortschritt der Integration abhängen. "Das ist die ideale österreichische Lösung für uns", sagte Auditor-Sprecher Bernhard Vanas. Beide Gesellschaften hätten erfolgreich geführte und expandierende Kanzleien und würden sich auf österreichischer Ebene ideal ergänzen. Es sei auch die optimale Lösung für die Klienten. "Wir glauben, dass wir in vielen Bereichen die Markt- und Qualitätsführerschaft erreichen werden", sagte Vanas. "Wir haben uns entgegen den Gerüchten aber nicht aus Trotz für Deloitte & Touche entschieden", so Vanas auf das in jüngster Zeit deutlich geäußerte Interesse von Ernst & Young am österreichischen Andersen-Partner. "Gleichberechtigte Partner" "Es handelt sich um den Zusammenschluss zweier gleichberechtigter Partner", betonte Bernhard Gröhs von Deloitte & Touche. Die Nummer zwei in Österreich zu werden sei nicht das primäre Ziel gewesen. Größe allein sei nicht entscheidend gewesen. Im Vordergrund stehe die weitere Spezialisierung. "Das Beratungsportfolio wird seinesgleichen suchen können", ist Gröhs überzeugt. Der Zusammenschluss bedeute auch neue Karrieremöglichkeiten für die Mitarbeiter. Auch als Arbeitgeber werde man noch attraktiver werden können, so Auditor-Partner Alfons Stimpfl-Abele. Zu den Kernkompetenzen der neuen Unternehmensgruppe zählen die Bereiche Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Business Consulting, Personalberatung, Corporate Finance und Financial Services. An eine, international teilweise übliche Ausgliederung der Unternehmensberatung sei nicht gedacht, sagte Deloitte & Touche-Partner Philip Göth. Man werde dieses Geschäft "unter Beachtung der regulatorischen Vorschriften" weiter betreiben. Laut Vanas ergänzen sich die beiden Unternehmen bei der Klientenbasis ideal. Als ehemalige Andersen-Ländergesellschaft habe man bisher keine österreichischen, wohl aber internationale Kunden im Abschlussprüfungsgeschäft verloren. Die Beratungskunden werden gehalten werden können, ist Vanas überzeugt. Beide Partner betonen, dass es sich derzeit um eine reine Kooperation handelt, es seien keine Gelder geflossen. Laut Vanas wird der Name "Andersen" vom Markt verschwinden, er sei ein Auslaufmodell. Das Andersen-Netzwerk löse sich von selbst auf. (APA)