Hätte die CIA diese Informationen anderen Behörden, etwa dem FBI, mitgeteilt, wäre es vermutlich möglich gewesen, festzustellen, dass die beiden (wie viele andere Attentäter) Flugschulen in den USA besuchten. Aber sogar ohne diese Informationen erscheint es rückblickend zumindest fraglich, warum einer von ihnen, al-Mihdhar, dessen US-Visum im Juni 2001 auslief, erst am 23. August auf eine Watchlist gesetzt wurde - sein Visum war zu jenem Zeitpunkt bereits erneuert worden. Wären beide Terroristen auf der Watchlist gestanden, so das Magazin Newsweek in seiner jüngsten Ausgabe, hätte das FBI Kontakte mit anderen Verdächtigen feststellen können.
Am Morgen des 11. September sollen al-Hazmi und al-Mihdhar zusammen mit ihren Komplizen an Bord des Fluges 77 der American Airlines gegangen sein, die Kontrolle über die Maschine übernommen haben und sie in das US-Verteidigungsministerium bei Washington gesteuert haben. Newsweek zitiert einen hohen FBI-Beamten mit den Worten, es sei keine Frage, dass man bei entsprechendem Informationsstand alle 19 Hijacker miteinander verbinden hätte können. Erwähnt wird auch ein anderer Beamter, der erklärte, das Versagen der CIA sei wohl das Rätselhafteste und Verheerendste während der kritischen Monate vor dem 11. September.
Am Dienstag beginnen Tagungen der relevanten Ausschüsse sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus: Hinter verschlossenen Türen will man feststellen, wie viel (oder wie wenig) die US-Geheimdienste gewusst haben konnten.
Am Sonntag machten sowohl Justizminister John Ashcroft als auch FBI-Direktor Robert Mueller die Runden bei verschiedenen Talkshows. Beide erklärten, die Attacken hätten vermutlich nicht verhindert werden können. Seitens des FBI werde man auch bei den neuen Antiterrorrichtlinien auf Einwände von Bürgerrechtlern reagieren, die befürchten, dass die erweiterten Überwachungsmethoden die Freiheit der Bürger einschränken könnten.(Der STANDARD, Printausgabe 4.6.2002)