Deutschland
Haider in Berlin ausgeladen
FAZ-Begründung: Kärntner LH habe sich "auf unakzeptable Weise" über Joschka Fischer geäußert
Berlin - Der umstrittene Auftritt des Kärntner
Landeshauptmannes Jörg Haider beim Europaforum in Berlin fällt aus.
Der Kärntner Landeshauptmann sei ausgeladen worden, teilte die
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) als Mitveranstalterin laut AFP
am Dienstag mit. Die FAZ begründete die Absage demnach damit, dass
sich Haider "auf unakzeptable Weise über den deutschen Außenminister
Joseph Fischer geäußert" habe. Fischer wiederum kommt nun vielleicht
doch zu dem Forum. Nach der Ausladung von Haider stehe die Teilnahme
des Außenministers wieder zur Debatte, sagte eine Sprecherin des
deutschen Außenamtes. Das Forum "Fazit: Europa" wird von der FAZ, dem DeutschlandRadio
Berlin und dem Centrum für angewandte Politikforschung veranstaltet.
Haider sollte am Mittwoch zum Thema "Aufstieg des Rechtspopulismus:
Was stört die Europäer an Europa?" befragt werden. Darauf hatte
Fischer seinen Auftritt abgesagt - was wiederum Haider gegenüber der
APA zum Kommentar anregte: "Mir ist es ohnehin lieber, wenn ich nicht
zu einem Termin komme, an dem auch jemand teilnimmt, der offene
Sympathien für den Terrorismus hegt."
Eine weitere geplante Veranstaltung mit Haider am Donnerstag in
Frankfurt war nach Protesten bereits am Montag abgesagt worden.
Für Haider "Kniefall der FAZ vor Fischer"
Die Ausladung Jörg Haiders durch
die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ sei ein "Kniefall" der Zeitung
von dem deutschen Außenminister, erklärte am Dienstag Haiders
Sprecher Karl Heinz Petritz in einem Fax an FAZ-Herausgeber Günther
Nonnenmacher.
Die Aussagen des Kärntner Landeshauptmann über Joschka Fischer
seien "keineswegs invektive, sondern eine Tatsachenfeststellung",
hieß es in dem Schreiben an die deutsche Zeitung, die gemeinsam mit
dem DeutschlandRadio Berlin und dem Zentrum für angewandte
Politikforschung das Forum "Fazit: Europa" veranstaltet. Fischer habe
sich stets als Sympathisant der deutschen RAF-Szene gesehen und auch
als Anführer der ungerechtfertigten EU-Sanktionen zu den notorischen
Österreich-Beschimpfern gezählt.
Haider: Meinungsfreiheit "bejammernswert"
Die Rücknahme der Einladung an Haider sei zutiefst befremdend, die
FAZ ignoriere "auf linke Zurufe hin" das Grundrecht der
Meinungsfreiheit und verhindere damit auch einen interessanten und
offenen Meinungsaustausch über Europa.
Es sei bekannt, dass Joschka Fischer nicht nur ein gewalttätiger
Demonstrant gewesen sei, der mit Prügeln auf Menschen losgegangen
sei, sondern stets offene Sympathien für die RAF-Terroristen gezeigt
habe, erklärte Haider. Dass er ausgeladen werde, lasse ihn kalt. Er
könne und werde Fischer nicht respektieren. Angst vor einer
neuerlichen Außenseiterrolle Österreichs sei nicht angebracht, man
müsse die Wahrheit sagen dürfen. Die Beziehungen zu Deutschland sieht
Haider nicht belastet, dort würden viele Menschen so denken wie er.
Die Ausladung durch die FAZ zeige, in welchem "bejammernswertem
Zustand" die Meinungsfreiheit in Deutschland sei, unterstrich Haider.
Fischer nimmt am Berliner Europaforum teil
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat
nach der Ausladung des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider (F)
seine Teilnahme an einem Europa-Forum in Berlin am Dienstag wieder
zugesagt. Fischer hatte seine Teilnahme am Forum "Fazit: Europa" am
Montag abgesagt, weil auch Haider eingeladen worden war. Nachdem
Haider daraufhin Fischer als Terror-Sympathisanten geschmäht hatte,
war er am Dienstag von den Organisatoren wieder ausgeladen worden.
(APA/AP/dpa)