Zeit
Österreichische EmigrantInnen berichten über den Gang ins Exil
Wien - Die österreichische Gesellschaft für Literatur lädt
im Rahmenprogramm ihrer 40-Jahr-Feier am 6. und 7. Juni zum Symposium
"Literatur und Wissenschaft in der Emigration" ins Palais Wilczek.
Die ReferentInnen sind sieben zum Teil in Wien geborene AutorInnen
und WissenschafterInnen, die während des Zweiten Weltkrieges
emigrieren mussten. Am Programm stehen laut Aussendung Referate über
Exilliteratur, publizistische Auseinandersetzungen mit dem "alten"
und dem "neuen" Österreich, und die "Schwierigkeit des Umgangs mit
der Sprache ihrer Mörder". Der Eintritt für Besucher ist frei. Zur Eröffnung am 6. Juni um 17 Uhr spricht die seit 1945 in den
USA lebende Literaturwissenschafterin Susan E. Cernyak-Spatz, die
weltweit zu den besten Kennern der so genannten "Holocaust-Literatur"
gehört. Von ihr stammt das Motto-gebende Zitat der Einladung: "Zu
diesem Symposium eingeladen zu sein, ist eine große Ehre, aber ich
hätte gern auf diese Ehre verzichtet, wenn ich meine Heimat nie hätte
verlassen müssen". Danach spricht der ebenfalls in den USA lebende
Literaturwissenschafter Egon Schwarz, von dem in deutscher Sprache
zuletzt erschien: "Ich bin kein Freund allgemeiner Urteile über ganze
Völker. Essays über österreichische, deutsche und jüdische
Kultur"(Hrsg. von D. Goltschnigg und H. Steinecke, 2000). In der
Abendveranstaltung ab 19.30 Uhr liest der in Jerusalem lebende
Schriftsteller Elazar Benyoetz aus seinem Buch "Allerwegsdahin. Mein
Weg als Jude und Israeli ins Deutsche".
Den nächsten Symposiumstag am 7. Juni (17 Uhr) eröffnet der
deutsche Autor und Kritiker Rüdiger Görner. Er veröffentlichte
zuletzt "Grenzen, Schwellen, Übergänge. Zur Poetik des
Transitorischen". Ihm folgt mit Evelyn Torton-Beck eine der
wichtigsten Vertreterinnen feministischer Literaturwissenschaft. Sie
lebt in den USA, und übersetzte u.a. die Literatur Isaac B. Singers
aus dem Jiddischen ins Englische. Danach referiert der in den USA
lebende Kafka-Experte Walter H. Sokel, und den Abschluss macht der in
Südamerika lebende Autor und Journalist Fritz Kalmar, von dem zuletzt
"Von lauten und leisen Leuten"(2001) erschien. Er wurde vergangene
Woche mit dem Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im
Exil 2002 ausgezeichnet. (APA)