Busan/Südkorea – Spätestens seit Dienstag ist in Südkorea endgültig das Fußball- und WM-Fieber ausgebrochen. Der Mitausrichter der Endrunde besiegte in seinem ersten Vorrunden-Match der Gruppe D in Busan Polen 2:0 (1:0) und lieferte dabei vor 55.000 Fans – darunter auch Staatspräsident Kim-Dae Jung – eine beeindruckende Vorstellung ab. Die beiden in der japanischen Liga spielenden Koreaner Sun-Hong Hwang (26.) und Sang-Chul Yoo (53.) stürzten Südkorea in einen kollektiven Jubelrausch und öffneten für das Team von Nationaltrainer Guus Hiddink die Tür zum Achtelfinale. Im zweiten Spiel dieser Gruppe treffen am Mittwoch Portugal und die USA aufeinander.

Für die Südkoreaner ist der 4. Juni nun ein historisches Datum, denn nach fünf WM-Teilnahmen ohne einen einzigen vollen Erfolg (vier Unentschieden, zehn Niederlagen, 11:43 Tore) ist der Bann nun gebrochen. Die Polen enttäuschten hingegen bei ihrem ersten WM-Auftritt seit 16 Jahren auf der ganzen Linie, obwohl sie sich in der Qualifikation souverän durchgesetzt hatten und als erstes europäisches Team nach Titelverteidiger Frankreich das WM-Ticket gelöst hatten.

Körperlich steht Südkorea der Weltspitze ohnehin nicht viel nach, lediglich einen "Knipser" hatte man im Vorfeld der Endrunde vergeblich gesucht. Doch wie Hwang in der 26. Minute eine Hereingabe von Eul-Yong volley ins kurze Eck verwertete, erinnerte an Torjäger wie Batistuta oder Vieri. Auch beim zweiten Treffer fakelte Yoo nicht lange, erhielt jedoch bei seinem Schuss Unterstützung von Torhüter Jerzy Dudek, der den Schuss ins Eck lenkte (53.).

Der Erwartungsdruck der südkoreanischen Öffentlichkeit schien anfangs schwer auf der Hiddink-Elf zu lasten. Rund 20 Minuten benötigten die Gastgeber, um ihre Nerven in den Griff und das Heft in die Hand zu bekommen. Dann bliesen sie aber zur Offensive und deckten die Schwächen der gegnerischen Abwehr schonungslos auf. Angesichts der flüssigen Kombinationen der Koreaner wurde der verletzt fehlende Regisseur Young-Pyo Lee überhaupt nicht vermisst.

Die Polen zeigten jedoch nicht nur Schwächen in der Abwehr, sie enttäuschten auch in der Offensive auf ganzer Linie. Behäbig und ohne zündende Ideen wurde der Ball aus dem Mittelfeld in die Spitze gespielt, wo der gefürchtete Emmanuel Olisadebe gegen seinen Bewacher Jin-Cheul Choi auf verlorenem Posten stand.

Die Millionenmetropole Busan wurde auf jeden Fall durch den ersten Auftritt des Gastgebers erstmals so richtig ins WM-Fieber versetzt. Nach der enttäuschenden Kulisse bei Paraguay – Südafrika (25.000 Zuschauer) gab es am Dienstag eine wahre Fan-Invasion. Bereits vier Stunden vor Anpfiff der Partie hatten zahlreiche Anhänger die Straßen bevölkert, fast alle trugen rote Trikots ihres Teams, viele waren im Gesicht blau-rot geschminkt und säumten den Straßenrand mit Fähnchen der Nationalflagge.(APA)

Gruppe D:

  • Südkorea – Polen 2:0 (1:0) Busan, 55.000, Oscar Ruiz (Kolumbien)

    Torfolge: 1:0 (26.) Sun-Hong Hwang 2:0 (53.) Sang-Chul Yoo

    Südkorea: Woon-Jae Lee – Jin-Cheul Choi, Myung-Bo Hong, Tae-Young Kim – Chong-Gug Song, Nam-Il Kim, Sang-Chul Yoo (62. Chun-Soo Lee), Eul-Yong Lee – Ji-Sung Park – Sun-Hong Hwang (50. Jung-Hwan Ahn), Ki-Hyeon Seol (89. Doo-Ri Cha)

    Polen: Dudek – Hajto, Waldoch, Bak (51. Klos), Michal Zewlakow – Kozminski, Kaluzny (65. Marcin Zewlakow), Swierczewski, Krzynowek – Olisadebe, Zurawski (46. Kryszalowicz)

    Gelbe Karten: Ji-Sung Park bzw. Krzynowek, Hajto, Swierczewski