Kwangju/Südkorea – Vom Potenzial her zählt Spaniens Auswahl bei Fußball-Weltmeisterschaften fast immer zum Kreis der Mannschaften, die weit kommen könnten. Doch die "Furia roja", die in der Qualifikationsgruppe mit Österreich klar die Nummer eins gewesen war, blieb bei den bisherigen Titelkämpfen – wenn es Ernst wurde - beinahe alles schuldig. Ob das heuer anders wird, bezweifeln viele. Nicht jedoch die Aficionados, deren Erwartungshaltung vor dem Auftaktmatch am Sonntag gegen Slowenien wieder enorm hoch ist.

Was der immer recht realistische Teamchef Jose Antonio Camacho sarkastisch so kommentierte: "Es scheint, als seien wir verpflichtet, den WM-Titel zu gewinnen. Aber wie oft ist uns das in der Vergangenheit wohl gelungen?". Die Spanier waren fast immer negativ in eine Endrunde gestartet. Seit dem 3:1 1950 in Brasilien gegen die USA, also seit 52 Jahren, haben sie keines mehr gewonnen. Zuletzt 1998 als bessere Mannschaft mit 2:3 gegen Nigeria verloren und damit praktisch schon das k.o. eingeleitet.

Während Sloweniens Teamchef Srecko Katanec für das Match der Gruppe B auf "eine Fortsetzung dieser Tradition" hofft, geben sich die Spanier vor dem Anpfiff sehr konzentriert. "Die Slowenen sind besonders stark in der Abwehr und im Mittelfeld. Um sie zu schlagen, müssen wir vom Beginn an die Initiative übernehmen", sagte Stürmerstar Raul, auf den besonders die Hoffnungen seiner Landsleute ruhen. "Die Slowenen sind gefährlich", meinte auch Abwehrchef Hierro, "der allerdings das deutliche Plus an Erfahrung für seine Mannschaft reklamiert. Neben Raul soll Diego Tristan von La Coruna stürmen. Seine Empfehlung: Torschützentitel mit 21 Treffern.

"Das erste Spiel ist sehr wichtig", sagt auch Katanec, gibt sich aber auch bei einer eventuellen Niederlage gegen den Favoriten gelassen. "Wenn wir dann gegen Paraguay und Südafrika gewinnen, sind wir auch weiter", ist der Teamchef vom WM-Debütanten überzeugt. "Wir können jedenfalls ganz Slowenien versprechen, dass wir bis zum Letzten kämpfen werden. Ob das reicht, ist eine andere Geschichte", so Katanec, der seinen Schützlingen einhämmerte, Raul und Co die ganze Spielzeit "genau zu markieren und nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen, denn sonst wird's brandgefährlich".

Bei der EM 2000 waren die beiden Mannschaften schon aufeinander getroffen, damals hatten die Spanier etwas mühevoll mit 2:1 die Oberhand behalten.

Diese Partie ist eine der wenigen mit österreichischer Beteiligung: Der Vorarlberger Egon Bereuter steht als Schiedsrichterassistent an der Linie, bei Slowenien kicken Ales Ceh vom GAK, der sicher zum Zug kommt und Zoran Pavlovic von der Wiener Austria sowie der einstige Tiroler, Aleksander Knavs, und Ex-LASK-Spieler Zeljko Milinovic, die ebenfalls zum Stammpersonal zählen.(APA)

Gruppe B:

  • Spanien – Slowenien (Sonntag, Kwangju, 13:30, Mohamed Guezzaz/Marokko)

    Mögliche Aufstellungen:

    Spanien: 1 Casillas – 5 Puyol, 6 Hierro, 20 Nadal, 3 Juanfran – 21 Luis Enrique, 4 Helguera, 17 Valeron, 11 de Pedro – 7 Raul, 10 Diego Tristan

    Slowenien: 1 Simeunovic – 3 Milinovic, 5 Galic, 6 Knavs – 7 Novak, 8 Ales Ceh, 11 Pavlin, 19 Karic – 10 Zahovic – 9 Osterc, 13 Rudonja