Der Traum von der weltweiten Verständigung
ist so alt wie der Turmbau von Babel. Die Überwindung der
Sprachgrenzen mit Hilfe der Computerlinguistik kommt aber nur langsam voran. Hoffnung macht da eine neue Software des Münchner Unternehmens
linguatec
Sprachtechnologien, der "Personal Translator 2002".
Lachhaft
Einfache Übersetzungsdienste im Internet wie der "Babelfish" von
Altavista haben die Technik der Übersetzung am Computer oft genug zur
Lachnummer gemacht. Die Wort-für-Wort-Übersetzung ist meist wenig
hilfreich, da sich der Sinn einer Aussage erst im Zusammenhang
erschließt. Diesen inhaltlichen Kontext berücksichtigt der Personal
Translator mit neuen Algorithmen (Befehlsabfolgen), die das
syntaktische und semantische Umfeld von Begriffen berücksichtigen.
Qualität ist alles
Wenn bei "Babelfish" ein Regisseur einen neuen Film dreht, wird
als Übersetzung vorgeschlagen: "The director turns a new film." Klar,
"drehen" übersetzt das Wörterbuch mit "to turn". Aber leider ist dies
nur eine von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten. Der Personal
Translator erweist sich da als treffsicherer: "The director shoots a
new film." Und wenn sich die Erde um die Sonne dreht, wird das
bedeutungstragende Verb weder mit "to turn" noch mit "to shoot"
übersetzt, sondern mit einem korrekten "The earth revolves around the
sun."
Problematik
Solche "Homographen" - das sind Begriffe mit identischer
Schreibweise und unterschiedlicher Bedeutung - haben der maschinellen
Übersetzung bisher scheinbar unüberwindbare Probleme bereitet. Um sie
zu lösen, müssen die Begriffe des Wörterbuchs mit weiteren Begriffen
gekoppelt werden, die in ähnlichen Zusammenhängen auftauchen und dann
darüber entscheiden, welche Übersetzungsvariante die Software wählt.
Schwierigkeiten
Solange solche Wortkombinationen nicht fest verdrahtet sind, kommt
auch der Personal Translator ins Schwitzen: Wenn sich etwa der Solist
an den Flügel setzt, greift die Software zunächst zum "wing", weil
sie in diesem Satz nicht den Unterschied zum Flügel des Vogels
erfasst. Dabei kennt das integrierte Wörterbuch sehr wohl den Begriff
des "grand piano", der dem Sachgebiet Musik zugeordnet ist. Wenn es
von vorn herein um eine Übersetzung aus diesem Themenbereich geht,
kann dies in den Optionen des Programms gezielt ausgewählt werden -
dann findet der Personal Translator auf Anhieb das richtige Piano.
Gemeinsames Lernen
Dieses Beispiel zeigt, dass es bei der maschinellen Übersetzung
auch um einen Lernprozess zwischen Anwender und Software geht. Je
intensiver das Programm genutzt wird, desto besser die Ergebnisse.
Unterstützt wird dies vom Satzarchiv des Programms, in dem Satzpaare
- jeweils Quell- und Zieltext einer Übersetzung - gespeichert und bei
ähnlichen Aufgaben dann herangezogen werden. Damit sich da keine
Fehler einschleichen, sollten natürlich nur korrekte Übersetzungen in
das Satzarchiv eingehen.
(APA)