"This is the rhythm of the night ..." Der Mann tanzt wie ein Derwisch. Ganz allein fegt er zu trashiger Euro-Tanzmusik durch einen leeren, verspiegelten Disco-Raum, wirbelt herum und erinnert, ganz in Schwarz mit weißen Schuhen, ein wenig an eine Jean-Gabin-Figur aus den 30er-Jahren.

Denis Lavant ist Galoup. Ein Sergeant der Fremdenlegion zwischen Marseille und Djibouti, 90er-Jahre. Einer der Protagonisten von Beau travail, einem Film der französischen Regisseurin Claire Denis (Nenette et Boni). Beau travail erzählt, zeitlich verschachtelt und aus dem Off begleitet von Galoups Tagebuchaufzeichnungen, die verhängnisvolle Dreiecksgeschichte vom Sergeant, seinem Capitaine und einem jungen Rekruten.

Die anachronistische Männergemeinschaft der Legionäre mit ihren rigorosen Formeln und Regeln, den rituellen Handlungen und Routinen zerlegt Denis – in weiter, karger Landschaft unter der prallen Sonne – in Ansichten von Körpern, Gesten, Handgriffen, Blicken. In Rhythmen, choreographierte Bewegungen, (geometrische) Figuren.

Beau travail, der auf Herman Melvilles Matrosennovelle "Billy Budd" basiert, ist ein ungewöhnlicher Film – spröde und eigenwillig. Vom Fernsehen produziert, aber wohl für die große Leinwand gedacht.

1999 über Monate hinweg auf internationalen Filmfestivals (etwa in Venedig) gefeiert, aber für einen regulären (kommerziellen) Kinoeinsatz lange als zu riskant bewertet, war Beau travail (Der Fremdenlegionär) einmal knapp vor Mitternacht auf ARTE zu sehen, sowie in einer Vorstellung im Rahmen des Festivals Identities 2001.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 4. 2000; adaptiert)