Als Mutter der materiellen Vergangenheitsbewältigung hat sich längst das Internet-Auktionshaus eBay etabliert, eine der wenigen Dotcoms, die Geld machen. EBay ist ein weltweiter Flohmarkt: Sie haben etwas zu verkaufen, irgendwo findet sich ein Abnehmer. Der Preis wird, ganz Flohmarkt, zwischen Anbieter und Abnehmer per Auktion ausgefeilscht.
Entgegen dem Versprechen vieler Propagandisten von E-Commerce-Plattformen gehen dabei die Preise nicht nach unten, sondern eher nach oben. Denn Großmutters angeschlagene Jugendstilvase, für die es am Wiener Naschmarkt vielleicht nur ein, zwei Interessenten gegeben hätte, stößt plötzlich auf das Interesse von Dutzenden Liebhabern, die weit entfernt vom Naschmarkt wohnen - das treibt den Preis nach oben.
EBay hat Schule gemacht, nicht nur bei zahlreichen Nachahmern des Auktionsmodells, sondern beim zweiten Internethändler mit Aussicht auf Bestand, amazon.com. Dort gibt es Bücher und Waren aller Art seit kurzem nicht nur neu, sondern auch gebraucht zu kaufen - vorausgesetzt, jemand bietet sie an. In den USA sorgt das bereits für 15 Prozent aller Amazon-Transaktionen und Aufregung bei Autoren, die naturgemäß vom Verkauf neuer Bücher und nicht ihrer antiquarischen Ausgaben leben.
Ein anderes Modell, bei dem Gebrauchtes ganz groß herauskommt, ist eine wunderbare Sache mit einem grässlichen Namen: zvab.com, eine Art Amazon des antiquarischen Buchhandels. Sie suchen ein gebrauchtes Buch, zvab (das "Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher") findet die Angebote. Diese kommen nicht von einem einzelnen großen Händler, sondern 1100 Antiquariaten in 18 Ländern. Dennoch funktioniert die Bestellung so einfach wie bei Amazon.