Der technische Fortschritt bringt es mit sich,

dass Autos immer stärker, dabei sparsamer und sicherer werden. Zudem will der Mensch heute auf ein Mindestmaß an Luxus nicht verzichten, und diese technisch-hedonistische Gemengelage ist der wahre Grund, warum Leistung, Luxus und all ihre konzeptuellen Kombinationsmöglichkeiten neuerdings so gefragt sind.

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Man sollte das eher unverkrampft sehen

und sich einem Auto wie dem Mini Cooper S entspannt nähern. Der kleine, ab Juni erhältliche Deutschbrite ist ein Charakterdarsteller: sportliche Härte, wo man das erwarten darf, dazu ein Grundhabitus, der auch den Baisiskomfortansprüchen unserer Tage gerecht wird. Ein ehrliches Auto mit Tiefgang, das nichts verspricht, was es nicht halten könnte, ganz ohne aufgesetzte Attitüde.

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Dringen wir weiter in die Cooper-S-Tiefe vor,

stellt sich die Sache so dar: Der kernige Grundton des 1600er-Motors (163 PS) wird auf angenehmste Weise hinterlegt vom helleren Singen des Kompressors - dessen Frischluftversorgung das Hutzerl in der Motorhaube garantiert.

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Die Maschine

dreht elastisch gleichmäßig hoch bis weit über 6000 Touren und liefert dabei Saft & Kraft in praktisch jedem Drehzahlbereich. Ausgeatmet wird über den mittigen Doppelrohrauspuff mit Chromblenden. Passt.

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Dazu die knackige Sechsgang-Schaltung,

direkte, präzise Lenkung und das sprichwörtliche Gokart-Fahrwerk, das "immer schneller ist als der Motor" (BMW). Ein Präsident brachte die Sache so auf den Punkt: "Mit diesem Auto wirst du kindisch."

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Damit sind wir bei den Fahrimpressionen,

die wir von der internationalen Pressepräsenation in Lissabon und Umgebung mitgebracht haben. Der "S" ist eine pure Fahrmaschine. Besonders überraschend: Die Fahrwerkskünstler von BMW haben es so hingekriegt, dass er sich eher wie ein Heck-denn ein Fronttriebler fährt.

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Enorm sind die Sicherheitsreserven im Kurvenreich,

sagenhaft, was sich mit diesem Auto an seitlichen Fliehkräften aufbauen lässt, ohne dass es einen vom Cabo da Roca runterschmeißt, beispielsweise. Im Zweifel driftet das Heck leicht raus. Die dezent eingreifende Elektronik des DSC (dynamische Stabilitätskontrolle; Aufpreis: 275 EURO) braucht man gar nicht wirklich, so gutmütig ist das Werkl ausgelegt.

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Aus dem Stand

sprintet der maximale Mini in 7,4 Sekunden auf 100 km/h, bei 218 Sachen ist Schluss. 8,4 Liter Super gönnt er sich dabei laut Testzyklus, unser Bordcomputer zeigte einen Wert über zehn Liter. Sollte es bei so viel Potenz einmal die 16-Zoll-Wuzeln von den Felgen herunterziehen: Der Cooper S hat - als einziger seiner Klasse - serienmäßig Reifen mit Notlaufeigenschaften und Reifenpannenanzeige (RPA).

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Andererseits,

damit niemand zu übermütig wird: In unseren Breiten ist ein Mini an sich ein Auto, das zur Demut erzieht. Das Dach ist weit nach vorn gezogen, und so muss man bei jeder Kreuzung den Kopf neigen, um zu sehen, wann die Ampel auf Grün schaltet (vielleicht ist das auch ein Grund, warum der schnuckelige Flitzer in Japan so begehrt ist: Dort wird Nicken schon genetisch vererbt).

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Einziges Manko ist

- nein, nicht so sehr der Preis, der liegt mit 21.900 EURO niedriger, als zu befürchten war. Es ist das Interieur. Das ist erstens immer noch überdesignt, zweitens stören die Materialien. Dort, wo man nach erstem Hinschauen großflächiges Metall vermutet, findet sich in Wahrheit ein Kunststoffimitat. Und auch sonst herrscht materialogisch mehr Schein als Sein. Das wäre aber schon die einzige Kollision mit dem Premium-Anspruch von BMWs Kleinwagen-Marke. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 29.3.2002)

LINK
www.mini.at

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