Wien/Los Angeles - Filmregisseur Billy Wilder ist Mittwoch Nacht 95-jährig in seinem Haus in Beverly Hills an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Eine entsprechende Online-Meldung des Filmmagazins "Variety" wurde vom österreichischen Generalkonsulat in Los Angeles bestätigt. CNN unterbrach für die Todesmeldung sein Programm mit "Breaking News", die Nachricht wird von den Medien in Los Angeles als Spitzenmeldung gebracht.
Der noch aus dem Österreich der K.u.K. Monarchie stammende Regisseur hatte in den vergangenen Monaten immer wieder an Atemproblemen gelitten. Im vergangenen Dezember war er deswegen in einem Krankenhaus in Los Angeles behandelt worden. Über den Zeitpunkt des Begräbnisses ist noch nichts bekannt.
Bewegtes und erfülltes Leben
Billy Wilder, einer der bedeutendsten Regisseure und Drehbuchautoren des 20. Jahrhunderts, hat in seiner außergewöhnlichen Karriere unzählige der bekanntesten Hollywood-Filme geschaffen, er wurde sieben Mal mit einem Oscar ausgezeichnet (darunter ein Ehren-Oscar für sein Lebenswerk) und arbeitete mit allen großen Stars seiner Zeit zusammen.
Wilder wurde als Samuel Wilder am 22. Juni 1906 in Sucha bei Krakau geboren, damals Teil Österreich-Ungarns. Er wuchs in Wien auf, verfolgte kurze Zeit den Plan, Anwalt zu werden und begann dann lieber eine Laufbahn als Journalist. Seine Mutter verpasste ihm nach einer Westernshow den Spitznamen "Billie", den er nach seiner Ankunft in den USA in Billy umwandelte.
Berlin als Sprungbrett
In Berlin hat der zu der Zeit als Journalist arbeitende Wilder 1929 bei seiner Mitarbeit am Drehbuch für den Stummfilm "Menschen am Sonntag" ersten intensiven Kontakt zum Film gefunden. 1933 emigrierte er zunächst nach Frankreich und von dort nach Amerika.
Dramen ...
Ersten Ruhm als Regisseur errang Wilder 1944 mit dem Kriminalfilm "Frau ohne Gewissen". "Sunset Boulevard" (1950 in den Kinos) mit Gloria Swanson, William Holden und Erich von Stroheim "verdient mit Recht seinen Platz als einer der besten Filme, die je gemacht wurden", wie es in einem amerikanischen Filmführer heißt.
Wilder lieferte in den folgenden Jahren immer neue Überraschungen und Welterfolge. "Reporter des Satans" von 1950 prangerte, selbst als Reißer mit Kirk Douglas in der Hauptrolle angelegt, den Sensationsjournalismus an. "Stalag 17" von 1952 brachten dem Hauptdarsteller William Holden den "Oscar".
... und Komödien
Zwei der schönsten Filme mit Audrey Hepburn hat Wilder gemacht: "Ariane – Liebe am Nachmittag" (1957) mit Gary Cooper und Maurice Chevalier, und "Sabrina" (1954), in dem Hepburn eine Chauffeurstochter spielt, um welche die Millionäre Humphrey Bogart und William Holden kämpfen.
Noch erfolgreicher waren seine beiden Filme mit Marilyn Monroe – "Das verflixte siebente Jahr" (1955) und "Manche mögen's heiß" (1959). Mit Shirley MacLaine drehte er "The Apartment" (1960) und erhielt drei Oscars allein dafür, sowie den internationalen Kassenschlager "Irma La Douce" (1962/63). Mit "Zeugin der Anklage" (1957) mit Marlene Dietrich und Charles Laughton in den Hauptrollen schuf Wilder eines der intensivsten Gerichtssaaldramen.
Eine Liga für sich: Wilders Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Jack Lemmon, häufig mit Jack Matthau als kongenialem Partner: "Some Like It Hot" (1959), "The Apartment" (1960), "Irma la Douce" (1963), "The Fortune Cookie" ("Der Glückspilz", 1966), "Avanti!" (1972), "The Front Page" (1974), "Buddy Buddy" (1981).
Wilder erhielt im Jahr 1983 den großen Österreichischen Staatspreis für Filmkunst. 2000 wurde er nicht nur mit der Wiener Ehrenbürgerwürde und der goldenen Ehrenmedaille der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst geehrt, sondern auch mit dem höchsten Orden der Bundesrepublik Deutschland, dem Bundesverdienstkreuz. (APA)