Sao Paulo – Der "große" Schumacher strotzt vor Zuversicht, der "kleine" spuckt große Töne: Vor dem mit Spannung erwarteten Bruderduell im Großen Preis von Brasilien überbieten sich die Beiden an Optimismus. "Ich kann es kaum erwarten, zu versuchen, diesen Grand Prix zu gewinnen", sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister vor der lang ersehnten Rennpremiere des neuen Ferrari. "Vom ersten Moment an, in dem ich den F2002 gefahren bin, war ich heiß darauf, mit dem Auto in einem Grand Prix zu starten." Bruder Ralf konterte angesichts des Williams-BMW-Doppelsiegs von Malaysia gelassen: "Ich glaube ganz fest daran, dass wir Ferrari in Brasilien wieder schlagen können."

Williams Hauptgegner von Ferrari

Die 4,309 km lange "Buckelpiste" im Autodromo Jose Carlos Pace gilt als günstige Strecke für die Williams-BMW. "Ich gehe davon aus, dass Williams-BMW wieder stark und über die gesamte Saison betrachtet auch unser Hauptgegner sein wird", sagte Michael Schumacher und stufte damit das Team von BMW-Motorsport-Direktor Gerhard Berger noch vor McLaren-Mercedes ein.

Hoffen auf Glück

Berger meinte, sein Team habe das Potenzial für Podestplätze. "Interlagos hat eine Streckencharakteristik, die gut zu unserem Gesamtpaket passt. Hoffentlich haben wir diesmal etwas mehr Glück als im Vorjahr", meinte der Tiroler. 2001 hatten zwei Unfälle einen möglichen Triumph verhindert – dem führenden Juan Pablo Montoya fuhr Jos Verstappen ins Heck, Ralf Schumacher wurde von Rubens Barrichello aus dem Rennen geboxt.

"Heimrennen" für den Senna-Fan

Lachender Dritter des Familienduells könnte allerdings Montoya sein. Der kolumbianische Heißsporn hatte im Vorjahr in Sao Paulo in seinem dritten Grand-Prix Michael Schumacher mit einem brillanten Überholmanöver überrumpelt und die halbe Renndistanz lang geführt. "Ich war dicht dran, meine ersten Formel-1-Punkte zu holen, aber dann hat mir Jos leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hoffe, mir gelingt in diesem Jahr ein Ausgleich für diese verpasste Chance." Montoya bezeichnet Brasilien als sein Heimrennen. "Ich genieße die lateinamerikanische Atmosphäre sehr, das macht mir richtig Spaß", erklärte der Ayrton Senna-Fan. Senna war übrigens der bisher letzte Südamerikaner, der in Sao Paulo gewonnen hat (1993).

Silberpfeile Außenseiter

Vorjahrssieger David Coulthard, der damals allerdings vom Unfall Montoyas profitiert hatte, steht nach zwei Ausfällen wegen technischer Pannen noch ohne Punkt da und sieht nur geringe Chancen auf den vierten Erfolg eines Silberpfeil-Piloten in Brasilien in den vergangenen fünf Jahren. "Vom heutigen Standpunkt aus muss ich sagen, dass wir nur eine Außenseiterchance haben", meinte Coulthard. (APA/dpa/Reuters/red)