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Foto: dpa/Buettner
Wien - Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Hans Sallmutter, droht für den Fall, dass die großen Handelsketten weiterhin Druck in Richtung Sonntagsöffnung machen, mit massivem Widerstand, "der weit über die Gewerkschaftsbewegung hinaus geht", hieß es am Mittwoch, in einer Presseaussendung. Der Präsident des SP-nahen Freie Wirtschaftsverbands Wien, Fritz Strobl, wiederum lässt heute mit einem Vorschlag zu den Öffnungszeiten aufhorchen: die wöchentlichen Öffnungszeiten der Klein- und Mittelbetriebe sollten von derzeit 66 auf 72 Stunden ausgeweitet, die der großen Ketten auf 60 Stunden reduziert werden. Außer der grenzenlosen Gier der großen Handelsketten nach noch mehr Umsatz zu Lasten der Kleinunternehmer, spreche nichts für eine Ausweitung der Öffnungszeiten, so Sallmutter. Der Sonntag sollte weiterhin auf die gesellschaftlich notwendigen Bereiche reduziert bleiben. Das Aufsperren der großen Handelsketten hätte zur Folge, dass bald auch die Beschäftigten in Lagern und im Zulieferbereich am Wochenende arbeiten müssten. "Kunden wollen keine weiteren Öffnungszeiten"

Die Argumentation von IKEA-Zentral- und Osteuropachef Per Wendschalg, die Situation in den Reformländern als Vorbild zu nehmen, sei falsch. Laut Sallmutter wenden sich die Handels-Gewerkschaften aus den Reformländern immer öfter mit Klagen über die Praxis der multinationalen Handelsketten an die GPA. Die Öffnung rund um die Uhr entspreche "absolut nicht den Wünschen und Bedürfnissen der dort Beschäftigten und der Mehrheit der Konsumenten". Vielmehr besteher der dringende Wunsch nach stärkerer rechtlicher Normierung und Beschränkung der Öffnungszeiten. Die GPA habe deshalb die osteuropäischen Handelsgewerkschaften für 28. und 29. Mai zu einer Konferenz nach Wien eingeladen, um über humanere Arbeitsbedingungen im Handel auch in den Reformstaaten zu beraten.

Der Freie Wirtschaftsverband Wien meinte heute in einer Presseinformation, man sie nicht grundsätzlich gegen eine Ausweitung der Öffnungszeiten, jede Änderung der bestehenden Regelungen müsse aber den Klein- und Mittelbetrieben nützen. Daher sollten die wöchentlichen Öffnungszeiten für Klein- und Mittelbetriebe von derzeit 66 auf 72 Wochenstunden ausgeweitet, gleichzeitig aber die großen Handelsketten und Konzerne auf 60 Stunden pro Woche beschränkt werden.

Nach Ansicht von Strobl könnte dieser Vorschlag der großen Zahl von Familienbetrieben und Kleinunternehmen ebenso dienlich sein wie einer Aufrechterhaltung der Nahversorgung. "Das wäre endlich eine spürbare Förderung der kleinen Geschäfte gegenüber dem ohnehin gewaltigen Wettbewerbsvorteil der marktbeherrschenden Unternehmen. Gleichzeitig würde dadurch die Nahversorgung auch in Nebenlagen gestärkt, die Lebensqualität durch entspanntes Einkaufen wäre nicht mehr bloß auf hektische Mega-Märkte beschränkt, und den vielfach ausgedrückten Wünschen weniger mobiler oder älterer Menschen könnte Rechnung getragen werden," so Strobl.(APA)